Wohnzimmer für meine Füße – 180. Tag

Zu Besuch in Kirchanschöring

Ruhetag – Zu Besuch in Kirchanschöring / 16.09.2010 / 180. Tag

Lukas Meindl begutachtet meine Schuhe

 

Der erste Wanderschuh?

Als ich Lukas Meindl vor einigen Jahren während der Messe TourNatur in Düsseldorf von meinem Vorhaben erzählte, Deutschland nonstop zu Fuß entlang der Grenze zu umrunden, war er total begeistert von der Idee. Nun wandere ich von Beginn an mit meinen Meindl-Wanderschuhen und habe weder Druckstellen, Blasen oder andere Beschwerden. Als ich vor über einem halben Jahr verschiedene Modelle ausprobierte, hatte ich schnell „mein Wohnzimmer für die Füße“ gefunden.
Unweit des Weges von Tittmoning nach Laufen liegt Kirchanschöring. Selbstverständlich, dass ich bei meinem Schuhsponsor zu einer kurzen Stippvisite vorbeischaute.
Seit elf Generationen stellt die Familie Meindl in Kirchanschöring Schuhe her. Bereits 1683 wurde Petrus Meindl als Schuhmacher urkundlich erwähnt. Im Steuerkataster Nr. 14228 der Gemeinde aus dem Jahr 1813 findet man folgenden Eintrag: „Haus Nr. XV beim Schuster: Besitzerin Maria Meindlin, genannt Schusterhäusl mit der Schuhmachergerechtigkeit“.
Nach dem 1. Weltkrieg übernimmt Lukas Meindl die Schuhmachertradition von seinen Eltern und machte sich selbständig. In der Familienchronik heißt es: “ Mit eisernem Fleiß und Glück in seinem Unternehmen kaufte Lukas Meindl im Jahre 1934 eine gebrauchte Nähmaschine im Wert von 30 Mark und begann die erste Herstellung von Lederbekleidung. Damals arbeiteten zwei Gesellen in der Firma“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Alfons Meindl in den elterlichen Betrieb mit damals zehn Beschäftigten ein. Er erweiterte das Produktionsprogramm und besuchte die Messe in München mit Meindl-Schuhen.
Hubert Hillmaier bestieg bei seiner Everest-Lhotse-Expedition mit Meindl-Schuhen das Dach der Welt.
Seit einigen Jahren leiten nun Lukas und Lars Meindl das Familienunternehmen. Die Marke Meindl gilt heute bei Millionen Bergsteigern und Outdoorbegeisterten als zuverlässiger Partner, wenn es um Schuhe für jedes Gelände geht. Auch Bundeswehr-Soldaten und Sondereinsatz-Kommandos der Polizei tragen Schuhe aus Kirchanschöring.
Während unseres Besuchs im Schuhhaus-Meindl zeigt uns Lukas Meindl eine Sammlung vonSchuhen, die den Grundstock fürs künftige Meindl- Schuhmuseum bilden sollen. Jeder Schuh, so Lukas Meindl, hat seine Geschichte, diese Geschichten wollen wir den Besuchern unseres Hauses näher bringen. Vielleicht werden auch meine die Schuhe einmal im Schuhmuseum zu sehen sein: 5000 Kilometer nonstop rund um Deutschland. Auch eine Geschichte.
Während der Besichtigung der Produktionsräume beginnt Emma ordentlich zu schniefen. Der Geruch von Leim liegt in der Luft. Lukas Meindl führt uns durchs Herzstück der Produktionsstätte und erklärt die einzelnen Arbeitsschritte. 230 Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Produkte aus Kirchanschöring optimal verarbeitet auf den Markt kommen. Über eine Million Schuhe verlassen jährlich den Standort in Bayern. Der Export geht derzeit in 47 Länder.
Mit frisch geputzten Schuhen, eingecremt und imprägniert verlassen wir die Produktionsstätte meines „Fußwohnzimmers“. „Sie sind vom vielen Asphalt schon etwas abgelaufen“, meint Lukas Meindl lachend „aber die letzten 1000 Kilometer werden sie gut überstehen“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*