Ein langer Wandertag mit Rüdiger
Vogtsburg-Bickensohl – Sasbach am Rhein / 03.11.2010 / 228. Tag
Neben den terrassenartig angelegten Rebflächen sind Lösshohlwege charakteristische Landschaftselemente am Kaiserstuhl. Seit 1989 sind auf dem Gebiet von Vogtsburg sechs gut erhaltene Hohlwege als „Flächenhafte Naturdenkmale“ unter Schutz gestellt. Gleich zu Beginn unserer Tour wandern wir durch die Eichgasse, einen der eindrucksvollsten Hohlwege im gesamten Kaiserstuhlgebiet. Fast 15 Meter tief hat sich der Weg in den Lössboden eingegraben. Über mehrere hundert Jahre wurde durch tausende von Ochsenkarren und unzählige Sturzbäche aus dem steilen Lössweg eine Hohlgasse geformt.
Es wird ein fast nicht enden wollender Anstieg an diesem Morgen. Über dreihundert Höhenmeter müssen wir überwinden bis zum höchsten Punkt, dem Totenkopf, auf 557 Höhenmetern. Die Hochnebelfelder lichten sich, der Blick wird frei auf die Rheinebene, die Höhenzüge der Vogesen und im Süden Freibug mit den dahinter liegenden Schwarzwaldbergen. Wir befinden uns auf dem Kaiserstuhlpfad von Bickensohl nach Endingen. Der Wandertag wird zu einem großartigen Wandererlebnis. Der Weg ist nicht nur gut beschildert sondern die Wegtrasse wurden mit vielen Höhepunkten erstklassig gestaltet.
Kurz vor Endingen entschließen wir uns am Waldrand zu rasten. Emma kuschelt sich ins bunte Laub der Bäume. Sie ist von den Herbstfarben des Laubes kaum zu unterscheiden. Wenn die Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke fallen, leuchtet der Herbstwald in allen traumhaften Farben, von Goldgelb bis Dunkelbraun.
Über eine Kastanienallee erreichen wir auf schmalem Pfad den Ortrand von Endingen. Dort stoßen wir auf die Beschilderung des Kirschbaumpfades, der von Riegel über Endingen nach Sasbach führt. Noch führen uns 13 beeindruckende Wanderkilometer durch den Naturgarten Kaiserstuhl. An einer Baumreihe hängen kleine, runde, lilafarbene Früchte. Der Besitzer klärt uns auf. Es handelt sich um Wildpflaumen, besser bekannt in dieser Gegend als „Ziebärtle“. Der Schnaps aus den Früchten soll sehr gut schmecken. Heute Abend wollen wir ihn probieren.
Nach fast neun Stunden erreichen wir Sasbach. Die Sonne steht bereits tief im Westen hinter den Bergen. Leider bekommen wir in unserer Herberge keinen Wildpflaumenschnaps. Dafür ein Bett und einen guten Wein. Morgen wird Rüdiger noch einen Tag mitwandern. Dann muss er zurück „an seinen Herd“. Für Emma und mich beginnen die letzten 14 Tage unserer gemeinsamen langen Wanderung rund um Deutschland.