Naturschutzgebiet mit Geschichte
Der spektakuläre Blick vom Vogelfelsen ins Saartal Richtung Mettlach ist Höhepunkt der Wanderung. In den ausgedehnten Waldgebieten kann man im Naturschutzgebiet am Saarhölzbach und im Hundscheider-Bachtal Ruhe und Stille genießen. Historische Grenzsteine weisen auf die ehemalige Grenze zwischen dem Saargebiet und Deutschland hin. Uralte Bundsandsteinkreuze erinnern an die Blütezeit der Steinbildhauerei in Britten.
Vom Wanderparkplatz oberhalb von Saarhölzbach führt ein schmaler Pfad in den Wald. Über verschiedene Waldauf- und Waldabpassagen gelangen wir ins Tal des Saarhölzbachs, entlang dessen Verlaufs wir für längere Zeit unterwegs sind. Der „Saar-Hunsrück-Steig“, die Traumschleife „Steinhauerweg“ und der „Saarhölzbachpfad“ liegen bis kurz vor Britten auf der gleichen Wegtrasse.
Durchs wildromantische Tal führt der Weg stetig leicht bergan. Bald stehen zwei Ruhebänke unmittelbar am Saarhölzbach. Dort überqueren wir mittels einer Holzbrücke den Bach. Über in den Hang geschlagene Treppenstufen folgen wir dem schmalen Pfad nach oben. Einige Meter unter uns, fließt der Saarhölzbach in unzähligen Windungen, Kehren und Schleifen in seinem naturbelassenen Bett.
Historische Grenzsteine am Wegesrand deuten auf eine ehemalige Grenze. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Region „Saargebiet“ von Deutschland abgetrennt und der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt. Die Grenzen des damaligen Saargebiets sind allerdings nicht mit den Grenzen des heutigen Saarlandes identisch. Der Südkreis rund um Merzig und Mettlach gehörte zum neuen Saarland, der Restkreis (rund um Wandern) verblieb im Deutschen Reich.
Das Dorf Britten entschied sich für die Zugehörigkeit zu Deutschland. Es wurde aus der Bürgermeisterei Mettlach herausgelöst und gehört seit 1920 zu Losheim. Aus dieser Zeit, die mit der Saarabstimmung 1935 ihr Ende fand, stammen die Grenzsteine aus Sandstein. Das „S“ steht für Saargebiet (Saarhölzbach), das „D“ für Deutschland (Britten).
Kurz vor Britten verlässt der Steinhauerweg die gemeinsame Trasse. Wir steigen weiter leicht bergan. Durchs dichte Blätterwerk der Bäume können wir kein Häuserdach von Britten erkennen. Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert wurde rund um Britten in über zwanzig Steinbrüchen der Brittener Bundsandstein gebrochen. Der Beruf des Steinhauers ernährte damals fast den gesamten Ort. Noch heute finden sich rund um Britten einige Wegkreuze aus dieser Zeit.
Bevor wir das „Kümmer-Kreuz“ erreichen, lohnt an der großen Waldkreuzung ein kurzes Wegstück nach rechts. Am Ortsrand von Britten befindet sich am Wanderparkplatz unmittelbar an der B 268 seit 2015 das Brittener Grenzdenkmal. Es besteht aus einem symbolischen Grenzstein im Stil der Grenzsteine zwischen Britten und Saarhölzbach, welche die Grenze von 1920 bis 1935 markierten. Vor einer großen Informationstafel wehen die Fahnen des Saarlandes von 1947 bis 1957 und die der Bundesrepublik Deutschland.
Gleich zweimal war Britten in seiner Geschichte Grenzort. Von 1920 bis 1935 war das Dorf deutscher Grenzort zum Saargebiet. Nach dem ersten Weltkrieg und den Bestimmungen des Versailler Vertrags wurde das Saargebiet (Französisch: Territoire du Bassin de la Sarre) vom Deutschen Reich abgetrennt. Von 1947 bis 1959 war Britten saarländischer Grenzort zu Deutschland, da nach dem Zweiten Weltkrieg das Saarland zunächst Teil der französischen Besatzungszone wurde.
Wenn wir hinter Britten entlang von Weideland auf den Wald zuwandern, passieren wir auf der linken Seite ein Bundsandstein Kreuz von 1761, das so genannte „Kümmer-Kreuz.“ Das Kreuz steht am Weg, den die Brittener alljährlich im Mai auf ihrer Fußwallfahrt zum Gnadenbild nach Beurig gehen. Petrus Pelcer, Steinhauer aus Britten hat dies Kreuz gemacht Anno 1761, steht auf dem Sockel des Kreuzes zu lesen. Ein Setzungsgrund für das mit barocken Elementen versehene Kreuz ist nicht bekannt. Es wird allerdings mit den so genannten „Neunhäuserkreuzen“ in Zusammenhang gebracht. Ein Kaufmann aus Losheim, der mit seinen Söhnen von Saarburg nach Losheim unterwegs war, soll im Neunhäuserwald von einer Räuberbande überfallen worden sein. Schwer verletzt konnten sie fliehen, erreichten aber nie ihr Heimatdorf. Dort wo man ihre Leichen fand wurden in Erinnerung an die Gräueltaten Kreuze errichtet.
Am Waldrand teilen sich die Trasse des Saar-Hunsrück-Steigs und die des Saarhölzbachpfades. Dafür verläuft nun der Saarland-Rundwanderweg auf der gleichen Trasse mit dem Saarhölzbachpfad bis zum Wanderparkplatz.
Durchs ausgedehnte Waldgebiet „Hundscheid“, gelangen wir bergab wandernd zum Hundscheider Weiher. Entlang des Hundscheider Bachs folgen wir dem Weg weiter bergab bis wir zum Höhepunkt unserer Tour gelangen: dem Vogelfelsen oberhalb von Saarhölzbach. Der Fels ragt vom Ufer der Saar knapp 150 Meter hinauf. Von der Aussichtskanzel oberhalb des Felsens haben wir einen imposanten Blick über den Lauf der Saar. Saarhölzbach liegt uns zu Füßen. Wenn man Glück hat, sieht man einen der schweren Lastkähne die Saar Richtung Mettlach oder Richtung Rheinland-Pfalz fahren.
Nur wenige Minuten später haben wir den Endpunkt unserer Wanderung erreicht.
TOURINFO KOMPAKT
Anspruch: leichte bis mittelschwere Tour
Länge:13 Kilometer
Dauer: 3,5 Stunden
Höhendifferenz: 380 Meter
Wegmarkierung: viereckiges Schild mit weißem Untergrund und den Hinweisen „Traumschleifen Saar- Hunsrück – Saarhölzbachpfad“
Startpunkt: Wanderparkplatz unterhalb des Vogelfelsen in Saarhölzbach, Kirchenstraße, 66693 Mettlach-Saarhölzbach
Geogr. Koordinaten: 6° 36’ 78’’ O – 49° 30’ 78’’ N
UTM-Koordinaten: 32U 327237 5487209
Anfahrt mit dem Auto: A 8 Saarbrücken-Luxemburg, Ausfahrt Schwemlingen, dort weiter Richtung Mettlach. In Mettlach über die B15 Richtung Saarburg.
Parken: Wanderparkplatz am Ortsrand von Saarhölzbach
Anfahrt mit Bahn & Bus: Mit der Bahn bis Saarhölzbach
Einkehren: Mettlacher Abtei-Bräu, Bahnhofstraße 32, 66693 Mettlach, Telefon: +49(0)6864 / 93232, Öffnungszeiten: täglich von 11.00 – 23.00 Uhr, Küche 12.00-22.00 Uhr, Ruhetag Montag (außer an Feiertagen), Januar und Februar geschlossen. www.abtei-brauerei.de
Weitere Informationen: Saarschleife Touristik, Cloef Atrium, 66693 Mettlach-Orscholz, Telefon: 06864 / 8907999, E-Mail: touristik@mettlach.de
Nachzulesen auch im Wochenmagazin FORUM 5. Juni 2020