Rheinblicke aufgereiht wie an einer Perlenschnur: Wingertsberg, Wilpertskopf, Elberheide, Europakuppel, Propsteiberg, Bocksberg, Ploweslay, Niederwald und Edgar-Reitz-Blick. Dazwischen liegen schmale, teilweise äußerst steile Passagen durch außergewöhnliche Landschaftspassagen.
Zu Beginn des Zeitalters der Industrialisierung wandten sich vor allem Künstler und Literaten der Natur und der Vergangenheit zu. Friedrich Schlegel beschreibt den Eindruck seiner Rheinfahrt im Jahr 1806: „Für mich sind nur die Gegenden schön, welche man gewöhnlich rau und wild nennt; denn nur diese sind erhaben, nur erhabene Gegenden können schön sein, nur diese erregen den Gedanken der Natur.“ Weiter schreibt er: „Nichts aber vermag den Eindruck so zu verschönern und zu verstärken als die Spuren menschlicher Kühnheit an den Ruinen der Natur, kühne Burgen auf wilden Felsen – Denkmale der menschlichen Heldenzeit, sich anschließend an jene höheren aus der Heldenzeit der Natur.“ Rheinromantik in höchster Vollendung.
Mit diesen Gedanken starten wir durchs hölzerne Einstiegstor der Traumschleife Rheingold, steigen einen Wiesenweg Richtung Holzfeld nach oben und erleben am Aussichtspunkt Kalkofen den ersten Ausblick über die Höhen am Rheintal.
Nach der Überquerung des Tempusbaches erreichen wir Holzfeld. Wir wandern entlang der Ortsrandlage und erleben nur wenige Minuten später am Aussichtspunkt Wingertsberg den ersten grandiosen Blick ins Mittlere Rheintal. Seit 2002 gehört die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das Gebiet erstreckt sich von, Bingen/Rüdesheim bis Koblenz auf einer Länge von 67 Kilometern entlang des Durchbruchs des Rheins durchs Rheinische Schiefergebirge. Die auf den Felsvorsprüngen aufgereihten Burgen gelten als Inbegriff der Rheinromantik. Heinrich Heine inspirierte diese Atmosphäre zur Dichtung seines Loreleylieds.
Auf den kommenden Kilometern erleben wir fast aneinandergereiht wie auf einer Perlenschnur Ausblicke und Einblicke ins Rheintal mit seinen steilen und schroffen Hängen, ausgedehntem Rebland, die Burgen Maus, Liebenstein und Sterrenberg. Jeder muss für sich entscheiden, welcher Blick ins Tal der Schönste ist.
Unmittelbar am Aussichtspunkt Europakuppel steigt der Weg über eine ehemalige steile Treppe eines Wingerts steil über einen Felsgrad nach oben. Für ein längeres Wegstück klettern wir immer weiter nach oben. Die Ausblicke ins Rheintal sind überwältigend.
Im Wald hoch über dem Rheintal überqueren wir im Absteig den Padelsbach und gelangen zum Pfad durch die ehemalige Weinbergslage Propsteiberg. Unten im Tal, am Ufer des Rheins liegt Hirzenach. Die Rheininsel Ehrenthaler Werth ist von diesem Aussichtspunkt sehr gut überschaubar. Über verschiedene Pfade und Wege kommen wir zum Aussichtspunkt (5) „Ploweslay = der blaue Fels“, der vorläufig letzte Blick vom imposanten steil nach unten fallenden Felsmassiv zum Flussbett.
Anschließend sind wir schnell am „Ginsterstück“ angekommen. Der Weg wendet sich vom Rhein, über die steil abfallende Hangkante des Weilerbachtals erreichen wir eine ehemalige keltische Höhensiedlung. Die Siedlung war durch einen 10 Meter hohen und ca. 100 Meter langen Absperrriegel gesichert. Zur weiteren Sicherung diente ein zwei Meter tiefer Graben, der heute noch erkennbar ist.
Die Ausblicke in schwindelerregender Höhe ins Tal und über die bewaldeten Höhen entlohnen für den Anstieg. Wir steigen weiter, sind abermals im Wald unterwegs und erleben, kurz nachdem wir auf freiem Feld unterwegs sind, am Aussichtspunkt Niederwald, Ausblicke von der Kante der Rheinhöhen. Rheinromantik in höchster Vollendung.
Nur einen Steinwurf vom Aussichtspunkt Niederwald entfernt erleben wir den inzwischen so bezeichneten „Edgar-Reitz-Blick“ ins Rheintal. Im zweiten Filmteil „Die Mitte der Welt“ seines Spielfilmzyklus „Heimat“ kommt Eduard Simon von einer Reise nach Berlin zurück in sein Heimatdorf Schabbach. In Berlin hat er Luzie kennengelernt. Höhepunkt der Reise zwischen Berlin und Schabbach ist das Picknick hoch über dem Rhein mit Blick ins Rheintal unterhalb der Ortslage Rheinbay.
Wenn man auf der Bank sitzt und kurz vor dem Ende zum letzten Mal ins Rheintal blickt, kann man verstehen, warum Edgar Reitz gerade diesen Platz ausgesucht hat. Vielleicht der schönste Aussichtspunkt der Tagestour.
Über einen Wiesenweg wandern wir leicht bergab. Vor uns lediglich das abfallende Wiesenstück, das am Ende in den Rhein zu rutschen scheint. Für mich der emotionalste Punkt der Rheingold-Wanderung.
Über Wiesen- und Waldwege steuern wir auf das Ende der Wanderung am Waldparkplatz zu.
TOURINFO KOMPAKT
Anspruch: mittelschwer
Strecke: 10,7 Kilometer
Dauer: 4 Stunden
Höhenmeter: 330 Meter
Wegmarkierung: viereckiges Schild, Grundfarbe lila mit der Aufschrift in weißer Farbe Traumschleifen Saar-Hunsrück und stilisiertem S und H
Startpunkt: Waldparkplatz am Padelsbach, 56154 Hirzenach
Geografische Koordinaten: 50° 2‘ 33‘‘ N – 7° 31‘ 4‘‘ O
UTM Koordinaten:
Anfahrt mit dem Auto:
Saarland/Trier: Hunsrückhöhenstraße (B327/E42) Morbach, Kastellaun, Emmelshausen, später über die L210 nach Boppard, dort weiter entlang des Rheins (B9) nach Bad Balzig und weiter bis Hirzenach
Bingen/Boppard: über die B9 nach Hirzenach
Parken: Waldparkplatz am Padelsbach an der K115, Verlängerung der Kirchstraße von Hirzenach (ca. 2 km außerhalb des Ortes)
Einkehren: Unterwegs (ca. 10 Minuten vom Weg entfernt) „Geistreff am Holzfelder Ziegenhof, Telefon: +49(0)178 / 4115452, Öffnungszeiten: täglich 9.00-11.00 Uhr und 17.00-18.30 Uhr, Samstag: 9.00-13.00 Uhr
Gasthaus zum Rebstock, Rheinstraße 87, 56154 Hirzenach, Telefon: +49(0)6741 / 2539
Gasthaus Zum Anker, Rheinstraße 70, 56154 Hirzenach, Telefon: +49(0)6741 / 1683
Gasthaus Hirsch, Rheinstraße 17, 56154 Hirzenach, Telefon: +49(0)6741 / 2601