Von Kriegern, Helden und Gefallenen – 120. Tag

Zum Gedenken an die Gefallenen

Bad Muskau – Steinbach / 18.07.2010 / 120. Tag

Fast die gesamte Nacht hat es geregnet. Emma und Ich genießen die kühlen Temperaturen auf unserem Weg, im Vergleich zu den letzten Tagen sind die Temperaturen um über zwanzig Grad gefallen.

Bevor wir Bad Muskau verlassen, wandern wir noch über die Neißebrücke nach Leknica. Hier werden in Wellblechbuden und Containern Zigaretten, Alkohol und billige Bekleidung angeboten. In den frühen Morgenstunden sind die meisten Buden noch geschlossen. Entlang der Neiße passieren wir Sagar, Skerbersdorf, Pechern, Werdeck und Podrosche. Kleine Dörfer, deren Einwohner zum größten Teil noch in den Betten liegen, als wir vorbeiwandern. Es ist still an diesem Morgen. Die intensiven Regengüsse der vergangenen Nacht haben selbst die Vögel verstummen lassen. Die ersten grußlosen Radfahrer kommen uns entgegen.

In Steinbach steht die siebenundsiebzigjährige Ilse in ihrem Garten, dessen Grundstück bis zur Neiße reicht. Sie begrüßt mich vorsichtig und argwöhnisch. Nur zögerlich kommt unser Gespräch in Gang. Ilse ist seit 16 Jahren Witwe. Ihre vier Töchter haben das Dorf vor langer Zeit verlassen. Sie haben keine Zeit sie am Sonntag zu besuchen. Zweimal die Woche kommt ein Auto mit Lebensmitteln vorbei. Da kann sie sich mit dem Nötigsten versorgen. Ein Auto besitzt sie nicht. Die kleine, hagere Frau, mit ihren grauen Haaren, schwarzen Strümpfen und ihrer dunkelblauen Kittelschürze wirkt müde und einsam. Beim Abschied überzieht ein Lächeln ihr Gesicht. Sie winkt mir zu und wünscht mir eine gute Reise.

In der Dorfmitte von Steinbach erinnert man sich in Stein gehauen an den Krieg von 1870/71: „Gemeinde Steinbach ihren in dem Feldzuge 1870/71 gebliebenen Kriegern.“ Die Namen der Krieger Wilhelm Ernst Hänchen und Carl Gottlieb Wende sind eingemeißelt. Auf der gegenüberliegenden Seite ein weiterer Gedenkstein: „Unseren im Weltkriege 1914-1918 gefallenen Helden in Dankbarkeit gewidmet. Gut und Gemeinde Steinbach.“ Die Helden heißen Friedrich Nischolta, Paul Schulz, Wilhelm Wolf, Otto Rublack, Kurt Thomas, Robert Pohl, Otto Seiler und Robert Aey. Am Fuß des großen Gedenksteins eine kleine Gedenktafel, 1999 gestiftet von Ursula Schönfeld-Doran: „Zum Gedenken an die Gefallenen des 2. Weltkrieges“. Gefallenennamen sind keine aufgeführt.

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