Von See zu See
Schliersee – Bad Wiessee / 29.09.2010 / 193. Tag
Vom Schliersee zum Tegernsee: ein langer Anstieg, ein kurzes Stück über ein Hochplateau und anschließend ein langer Abstieg zum Tegernsee. Direkt hinterm Schliersee beginnt der Anstieg, durch feucht, nassen Wald.
Noch vor der Mittagszeit erreiche ich die Gindelalm auf 1335 Meter Höhe. Emma und ich sind die einzigen Gäste in der warmen Almhütte. Anderl, der Junior der Familie Köpferl, die bereits in der dritten Generation die Hütte bewirtschaftet, versorgt mich mit heißem Holunderblütensaft. Der 20jährige erzählt mir vom Leben auf der Hütte. Während der Sommermonate kommt er nicht ein einziges Mal ins Tal. Seine Arbeitszeit: sieben Tage die Woche und selten weniger als 14 Stunden pro Tag. Am Wochenende wird es meistens länger.
Nach und nach kommen Wanderer in die Almwirtschaft. Bei Anderl spürt man, dass ihm seine Arbeit Spaß macht. Emma stellt den Kontakt zu Brigitte und Josef Hüttl aus Holzkirchen her. Die Beiden sind mit dem Auto nach Schliersee gefahren und dann zur Hütte hoch gewandert. Weil es hier so gemütlich ist und das Essen ausgezeichnet schmeckt kommen die Beiden immer wieder gerne hierher. Josef ist seit drei Jahren im den Ruhestand. Seine Frau Brigitte hat daraufhin ihren Beruf aufgegeben. „Damit mein Mann nicht auf dumme Gedanken kommt“, erzählt sie lachend. Jetzt haben sie viel Zeit, gemeinsam die Bergwelt ihrer Heimat zu erkunden.
Anderl`s Eltern sind ebenfalls aktiv. Mutter Brigitte arbeitet in der Küche, sein Vater spaltet hinter der Hütte Holz. Wenn Brigitte nicht kocht, setzt sie mit Begeisterung das gespaltene Holz im hinteren Teil der Almhütte aufeinander. Ich hätte gerne dabei geholfen aber unser Weg ruft. Zum Schluss prüfe ich die Festigkeit des Holzstapels. Brigitte hat gute Arbeit geleistet. Wir verabschieden uns lachend.
Übers Hochplateau wandern wir zur nächsten Almhütte. Als ich mit Emma den Innenraum betrete, sitzen schon über 40 Wanderer an verschiedenen Tischen. Alle scheinen gleichzeitig zu reden. Ein „Höllenlärm“ schlägt uns entgegen. Nach kurzer Rast sind wir wieder im Freien und genießen die Ruhe beim Abstieg zum Tegernsee.
Der Tegernsee ist nur selten zu sehen. Nur ab und zu kann man kleine Abschnitte erahnen. Im Ort Tegernsee erreichen wir das Ufer des Sees an der Schiffsanlegestelle am Rathaus. Ein Fahrgastschiff bringt uns nach Bad Wiessee, dem Ende unserer heutigen Tour. Im Hotel Haus Rheinland sind wir bei Kerstin und Ronald bestens aufgehoben.