Verbotsschilder säumen den Weg – 212. Tag

Die Farbe Grau dominiert den Wandertag

Lindau – Friedrichshafen / 18.10.2010 / 212. Tag

Der Bodensee in Grautönen

In Lindau übernachte ich im Stadtteil Schachen im Schachener Hof. Thomas und Brigitte Kraus sind seit fast zwanzig Jahren in Lindau ein perfektes Team. Die Küche von Thomas Kraus überrascht die Gäste mit Produkten der Region. Brigitte Kraus ist die ideale Gastgeberin und Chefin im Service. Ihr fröhliches Lachen erklingt bei ihrer Arbeit am Abend von jedem Tisch. Hier kann der Gast, wie die beiden es formuliert haben, fröhlich Mensch sein.

Als ich mich bei der Tourismuszentrale in Lindau nach dem weiteren Wegverlauf zu Fuß Richtung Meersburg erkundigt hatte, kam die Antwort der netten Dame am Counter prompt: „Da brauchen Sie keine Wanderkarte. Folgen Sie einfach der Beschilderung des Bodensee-Radrundweges. Das ist die beste Methode den Bodensee kennen zu lernen“.

Ich glaube die Dame in der Tourismuszentrale hat noch nie Wanderschuhe getragen, sonst hätte Sie mir diese äußerst unattraktive Strecke nicht empfohlen. Wo wir auch laufen, der See bleibt uns fast überall verschlossen. Gebots- und Verbotsschilder pflastern an diesem Morgen unseren Weg. Schlage ich mich mal zum See durch, stecken wir schnell in einem Sackgassenweg und müssen zurück. Wir wandern entlang der Straßen oberhalb des Sees. Apfelplantagen und Weinberge versperren immer wieder den Zugang zum See. Die Grundstücke bis zum Ufer des Sees lassen kaum Durchgang, hinzu kommen Wildruhezonen und Naturschutzgebiete. Warum muss ich ausgerechnet diesen Weg mit Emma, die den ganzen Morgen an der Leine gehen muss, Richtung Friedrichshafen laufen? Eine unprofessionelle Empfehlung der Tourismuszentrale Lindau!

Ein besonders großes Verbotsschild ist exemplarisch für die vielen Verbotsschilder, die meinen heutigen Weg säumen: „Gehen sie nicht weiter, ohne diesen Text sorgfältig gelesen zu haben. Sie bewegen sich auf Grund, den das neue Bayerische Naturschutzgesetz zum Durchgang und zum Naturgenuss öffnete. Werfen Sie deshalb keine Abfälle und kein Stück Papier weg. Halten Sie sich peinlichst an die Zäunungen und die Abschrankungen zum weiterhin privaten Bereich. Fahren oder schieben Sie weder Moped nach Rad. Machen Sie kein Feuer. Lärmen Sie nicht. Stellen Sie Radio oder Tonbandgeräte ab. Pflücken Sie keine Pflanzen. Führen Sie Ihren Hund strikt an der Leine. Belehren Sie Ihre Kinder im Sinne obiger Hinweise“. Leise atmend in gebückter Haltung auf Zehenspitzen leise gehend machen wir uns aus dem Staub.

In Nonnenhorn wehen die letzten blau-weißen bayerischen Fahnen in den Vorgärten. Zwischen Nonnenhorn und Kressbronn verläuft die Landesgrenze zwischen Bayern und Baden Württemberg. Über zwei Monate bin ich durch Bayern gewandert. Angefangen hat alles mit der Wanderung über den Goldsteigs im Bayerischen Wald. Über Passau ging es dann weiter nach Berchtesgaden zum Königsee. Es folgten die Alpen mit dem Schliersee und Tegernsee und der höchsten Erhebung der Bundesrepublik Deutschlands, der Zugspitze. Hier am Bodensee endet die Wanderung entlang der Bayerischen Grenze. Müssen die Bayern eigentlich für ihr wunderschönes Bundesland so etwas wie eine Paradiessteuer zahlen?

Die Farbe Grau dominiert an diesem tristen Montag unsere Wanderung. Erst in Kressbronn können wir zu ersten Mal ungehindert zum See. Emma ist begeistert und trinkt das glasklare Wasser. Am Schiffsanleger verbindet sich am Horizont das Grau des Sees mit dem Grau des Himmels.

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