Ein aufregender Morgen für Emma
Mildstedt – Arlauschleuse / 04.06.2010 77. Tag
Nach dem Frühstück entschließt sich Frenz spontan, mich von Mildstedt bis Husum durch seine Heimat zu begleiten. Der herzliche Abschied in Husum kommt viel zu plötzlich. Wir versprechen uns, dass die Begegnung im hohen Norden nicht die Letzte war.
Hinter dem Hafenbecken darf Emma endlich mal vor dem Deich laufen. Kilometer für Kilometer wandern wir durchs Weideland der Schafe. Manche Schafe sind begeistert von Emma und rücken Emma dicht auf die Pelle. Es wird ein aufregender Morgen für Emma, vor allem wenn die Schafe plötzlich anfangen zu blöken.
Als ich am 20. Mai Manfred Ziegler aus Maikammer traf, erzählte hatte er mir von einem Freundschaftslauf der Leichtathleten aus Maikammer, die von der Pfalz nach Pellworm laufen wollten. Als ich in Schobüll das „Kirchlein am Meer“ fotografiere, sehe ich zwei Frauen, die in Begleitung eines Radfahrers Richtung Pellworm laufen. Leider kann ich nicht mit Rucksack hinterher joggen. Ich hätte mich gerne mit ihnen ausgetauscht.
Kurz darauf treffe ich Elke-Marie aus Meggerdorf. Sie ist im Norden, in der Nähe der Hamburger Hallig aufgewachsen und hat ihrem Onkel in Niebüll versprochen, zu seinem Geburtstag am kommenden Sonntag zu Fuß zu kommen. Elke-Marie, die rüstige Rentnerin, trainiert für ihren großen Traum. Im kommenden Frühjahr will sie vom Rand der Pyrenäen in Südfrankreich auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella pilgern. Vor zwei Jahren musste sie ihr Unternehmen schon nach einigen Tagen abbrechen, zu groß waren die Schmerzen im Knie. Stolz zeigt sie mir ihren Pilgerausweis aus diesen Tagen. In Mildstedt hatte ihr das Pastorenehepaar Marion und Peer Munske zu einer Unterkunft verholfen und sie mit dem Pilgersegen in den heutigen Tag verabschiedet.
Bis zur Arlauschleuse wandern wir zusammen weiter und gönnen uns in der Nachmittagssonne einen Kaffee mit Streuselkuchen. Elke-Marie hat einen wunderbaren Satz von Michael Ende zum Motto ihrer Wanderung gemacht:
„Wir haben Augen, um das Licht zu sehen
und Ohren, um damit die Klänge zu hören
und wir haben ein Herz,
um damit die Zeit wahrzunehmen.
Und alle Zeit,
die nicht mit dem Herzen wahrgenommen wird,
ist so verloren
wie die Farben des Regenbogens für einen Blinden.“