Entlang der Salzach Richtung Süden
Laufen – Freilassing / 17.09.2010 / 181. Tag
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft. Eynsam wacht
Nur das traute heilige Paar.
Holder Knab‘ im lockigten Haar,
Schlafe in himmlischer Ruh!
Schlafe in himmlischer Ruh!
Soweit der Originaltext der ersten Strophe eines Liedes, das jeder kennt. Zu Heiligabend 1818 in der Kirche St. Nikolaus in Oberndorf wurde es zum ersten Mal gesungen. Die Grenzorte Oberndorf und Laufen sind durch eine Fußgängerbrücke und eine Autobrücke über die Salzach miteinander verbunden. Oberndorf gehört zu Österreich, Laufen zu Deutschland.
Bevor ich mit Benjamin und Emma meinen Weg entlang des Grenzflusses fortführe, besuchen wir Oberndorf, um etwas über ein Lied zu erfahren, das an Weihnachten in den meisten Wohnstuben gesungen wird. An der St.Nikolaus Kirche in Oberndorf erinnert eine Bronzeplastik an die beiden Protagonisten des Liedes: Joseph Mohr, von 1817 -1819 Hilfspfarrer in Oberndorf, hatte bereits 1816 in Mariapfarr im Lunggau den Liedtext geschrieben. Er bat Franz Xaver Gruber, seinerzeit Organist in Oberndorf, für den von ihm verfassten Text eine Melodie zu komponieren.
Um die Uraufführung des Liedes ranken sich viele Legenden, die die Entstehungsgeschichte mit anekdotischen Einzelheiten ausschmücken. Der Text und die Melodie begeisterten die in der Kirche anwesenden Gemeindemitglieder. Begleitet wurde der Gesang in der Uraufführung nur durch eine von Joseph Mohr gespielte Gitarre.
Dass dieses Lied über Oberndorf hinaus bekannt wurde, wird dem Orgelbaumeister Mauracher zugeschrieben. Als er 1832 mit anderen Musikern in Leipzig Tiroler Lieder vorführte, gewann vor allem diese Melodie die Aufmerksamkeit des Publikums. Von dort aus trat das Lied seinen Siegeszug durch die deutschen Länder und um die ganze Welt an. Heute gibt es Übersetzungen in mehr als 300 Sprachen und Dialekte.
Entlang der Salzach wandern wir weiter Richtung Süden. Bereits die Kelten hatten einen Namen für die Salzach: „Igonta“ ist der erste überlieferte Namen. Die Namen Salzach und Salzburg leiten sich vom lateinischen Sal für Salz ab. Auch die griechisch-indogermanische Bezeichnung „hals“ oder „halys“ für Salz findet sich noch in Ortsnamen wie Hallein und Bad Reichenhall. Das im Einzugsgebiet der Salzach bei Hallein, Bad Reichenhall und Berchtesgaden vorkommende „Weiße Gold“ wurde über die Salzach und den Inn bis Passau verschifft. Über die Goldenen Steige wurde es dann auf dem Landweg bis nach Böhmen transportiert. Heute ist die Salzach nicht mehr schiffbar. Nur ein so genanntes Pätterboot bringt Touristen von Tittmoning nach Burghausen flussabwärts. Als uns vor zwei Tagen ein Pätterboot entgegenkam waren mehr Bierflaschen an Bord als Passagiere.
Kurz vor Freilassing verlassen wird die Salzach und wandern weiter entlang der Saalach. Vor der Mündung der Saalach in die Salzach, ist die Saalach Grenzfluss zwischen Österreich und Deutschland. Entlang dieser Grenze wandern wir die letzten Kilometer bis Freilassing. Mein Sohn muss zurück ins Saarland. Wir hatten gemeinsam ein kurzweilige Woche und viel Spaß miteinander. Vielleicht wird er zu zwei Alpenetappen wieder kommen. Ich freue mich jetzt schon darauf.