Auf den Spuren des Malers Max Slevogt
Am 8. Oktober 1868 wurde Max Slevogt in Landshut an der Isar als Sohn des fränkischen Hauptmanns Friedrich Ritter von Slevogt und Caroline Slevogt geb. Lucas aus Saarbrücken-Brebach geboren. Bereits während seiner Schulzeit erhält er in Leinsweiler ersten Zeichenunterricht. Neben seinem Studium in München und verschiedenen Auslandsaufenthalten entstehen in den Jahren 1889/90 erste Neukastel-Landschaften. Nach seiner Heirat mit Antonie („Nini“) Finkler aus Godramstein vermehren sich die Aufenthalte auf Neukastel. Schließlich ersteigert Slevogt 1914 den Landsitz Neukastel, der vorher im Besitz seiner Schwiegereltern war. Bis zu seinem Tod im September 1932 bewohnte er mit seiner Familie das Anwesen oberhalb von Leiningen. In der Finklerschen Familiengrabstätte wurde er ebenso wie seine Frau Antonie auf Neukastel beigesetzt.
„Was uns an Slevogt gerade heute – fast ein Jahrhundert nach seinem Tod – wieder begeistern kann, ist seine Unmittelbarkeit, das direkte Zupacken mit seinen malerischen Mitteln, der geradezu unerschöpflich erscheinende Reichtum seiner Möglichkeiten der realistischen und zugleich poetischen Improvisation seiner Impressionen. Wir bemerken, dass sich Slevogts ‚dynamischer Impressionismus‘ heute neu entdecken lässt, nicht zuletzt an seinen pfälzischen Landschaften. In der Pfalz hatte er schon früh sein erstes tiefes Landschaftserlebnis, das ihn nicht mehr losließ. Es führte ihn zu seiner reifen und späten Landschaftskunst, zu visionären Landschaften am Ende seines Lebens“, so der Kunsthistoriker und ehemalige Direktor des Landesmuseums Mainz und von 1983 bis 1993 von Schloss Villa Ludwigshöhe, Dr. Berthold Roland.
Der Slevogtweg wurde 2018 anlässlich des 150. Geburtstages von Max Slevogt konzipiert und eingeweiht. Entlang des Wanderweges geben 12 Stationen einen Einblick in Slevogt’s Leben in Leinsweiler, der Weg führt uns zu seinen Lieblingsplätzen und den Orten seines Schaffens. An den Stationen zeigen die Tafeln Gemälde an authentischen Orten ihrer Entstehung, spektakuläre Naturpanoramen mit eigenen Augen mit dem Blick des Malers. Entlang des Weges finden sich zahlreiche Picknickplätze mit wunderbaren Ausblicken, die zum Rasten einladen.
Startpunkt der Wanderung ist der Waldparkplatz unmittelbar vor dem Slevogthof. Bevor man den schmalen Pfad bergauf zur Ruine Neukastel einschlägt, lohnt sich ein kurzer Abstecher zur Grabstätte Slevogts. An Eingangstor des Hofes lesen wir: „Slevoghof, auch Neukastel genannt. Ehem. Hofgut der Burg Neukastel. Seit 1914 Landsitz von Max Slevogt (1868-1932).“ Vorbei an den alten Wirtschaftsgebäuden gelangen wir nach wenigen Minuten zur Familiengrabstätte der Finklers und Slevogts.
Zurück zum Parkplatz folgen wir der Beschilderung zur Burgruine Neukastel. Es folgt ein kurzer heftiger Anstieg. Von der Aussichtsplattform, dem einzigen Überrest der Burg, erstreckt sich eine wundervolle Aussicht über die Rheinebene und das Rebenmeer der Südlichen Weinstraße.
Der heutige Burgfelsen Neukastel war ehemals mit einer Burganlage bebaut. 895 erstmals erwähnt, dürfte sie ein ähnliches Alter wie der Trifels haben. Die Burg war von 1123 – 1292 Reichsburg deutscher Könige und Kaiser. Von 1410 – 1680 war sie Amtssitz der Herzöge von Zweibrücken. In den ersten Kriegsjahren des 30jährigen Krieges bot Neukastel der Bevölkerung Schutz. 1680 wurde die Anlage im Holländischen Krieg durch die Truppen des französischen Generals Monclar zerstört. Sämtliche Steine verschwanden, so dass von der einstigen Burg nur noch Spuren im Fels zu sehen sind.
Von der Ruine führt die Wandertrasse, die teilweise über den Pfälzer Weinsteig führt über breite Waldwege und schattigen Wald zum Hexentanzplatz. Hier verlassen wir den Pfälzer Weinsteig und nehmen den Weg, der uns Richtung Nordwesten führt. Weiter geht es nun zum Wettereck, einem Aussichtspunkt mit Rastplätzen, von wo aus sich ein schöner Blick auf die drei Burgen Trifels, Anebos und Münz bietet. Der kegelförmige Berg mit dem Pallas der Reichsfeste und der vorgezogenen Felsnase hat Slevogt im Frühling gemalt. Auf einer Informationstafel wird das Geschehen vom März 1921 erläutert: „Man bemerkt den in Serpentinen zur Burg hinaufführenden Weg in Dunkelbraun und ansetzenden Grün des mächtigen Bergs. Links geht der Blick über das Annweiler Tal auf die jenseits gelegene Bergwelt. Darüber ein Frühlingshimmel, nach Westen ganz im hellen Gelb der untergehenden Sonne, nach Osten im bewegten Grau-Blau des beginnenden Abends. Bald wir das letzte Aufleuchten in der Landschaft verlöschen. Diese Situation konnte nur rasch erfasst werden: Auf dem Keilrahmen vermerkt: ‚31. März 1921, 5-7 Uhr abends‘. Wir sehen, bei der Erfassung des Landschaftlichen weiß von atmosphärisch, drängendes, dramatisches Geschehen festzuhalten. Das ist sein Verständnis von Impressionismus.“
Der Weg führt weiter hinauf zum Föhrlenberg zu einem Punkt mit Namen „Engel’s Landing“. Dort besteht die Möglichkeit, den Abstecher zum „Slevogtfelsen“ zu machen. (Achtung: Der 200 Meter lange Abstieg ist sehr steil und der Weg ist nicht an allen Stellen gesichert.) Vom Felsen bietet sich nochmals ein schöner Ausblick auf die drei Burgen. Slevogt kam oft an diesen Platz und ließ sich von diesem besonderen Ausblick inspirieren.
Zurück zum Punkt „Engel’s Landing.“ Wie wandern nach rechts Richtung Südosten. Nach etwa 200 Meter halten wir uns links, um bei der nächsten Gelegenheit wieder rechts abzubiegen. In einem kleinen Bogen kommen wir hinauf auf den Föhrlenberg. Es geht auf schmalem Pfad vorbei an der Absprungstelle der Gleitschirmflieger „Duddefliecher“, es geht mit einigen Richtungswechseln bergab Richtung Hexentanzplatz und von dort weiterhin bergab Richtung Südosten zurück zum Slevogthof. Hier kann man die Wanderung beenden oder den letzten Teil der Tour auf sich nehmen.
Über den Pfälzer Weinsteig gelangen wir hinunter in den Ort. Wir folgen zunächst der Slevogtstraße, die in die Trifelsstraße übergeht. Bald geht es am Kneippbeckenvorbeiund weiter hinunter zum Rathaus. Dort nehmen wir links die Weinstraße und einige Meter später wieder links die Kirchstraße, die uns zur Martinskirche bringt. Von der Kirche geht es im Zickzack-Kurs hinauf zum Slevogthof.
TIPP: Der Slevogtweg kann in drei Routen unterteilt werden:
Kleine Runde: Slevogthof – Familiengrabstätte – Neukastel – Hexentanzplatz – Slevogthof: ca. 2,5 km
Mittlere Runde: Slevogthof – Familiengrabstätte – Neukastel – Hexentanzplatz – Wettereck – Slevogtfelsen – Hexentanzplatz – Slevogthof: ca. 5,8 km
Komplette Runde: Slevogthof – Familiengrabstätte – Neukastel – Hexentanzplatz – Wettereck – Slevogtfelsen – Hexentanzplatz – Slevogthof – Leinsweiler – Slevogthof: ca. 9,3 km
TOUR KOMPAKT
Anspruch: leicht
Strecke: 9,3 Kilometer
Dauer: 3 Stunden
Höhenmeter: 386 m
Wegmarkierung: viereckiges Schild mit demPorträt von Max Slevogt mit der Aufschrift „SLEVOGTWEG, Leinsweiler“
Startpunkt: Slevogthof Leinsweiler
Geografische Koordinaten: 49.186598, 8.017101
UTM Koordinaten: 32U 428377 5448664
Anfahrt mit dem Auto ab Saarbrücken: Auf der A6 oder A8 über Zweibrücken nach Pirmasens, dort weiter über die B10 bis Abfahrt Leinsweiler/Siebeldingen/Birkweiler und der Beschilderung nach Leinsweiler folgen. In Leinsweiler rechts in die Kirchstraße, im Zickzack-Kurs hinauf zum Slevogthof führt (Fahrzeit Saarbrücken-Leinsweiler 1:20 h).
Parken: Waldparkplatz unterhalb des Slevogthofes
Anfahrt mit Bus und Bahn: Mit dem Zug nach Landau/Pfalz und ab dort mit dem Bus (Linie 520/530 Richtung Ranschbach) nach Leinsweiler. Die Wanderung kann auch am Rathaus in Leinsweiler begonnen werden. Von der Bushaltestelle Leinsweiler Ort bis zum Rathaus sind es nur 50m.
Montag bis Freitag kommt man von Landau mit einem der beiden Busse stündlich (6.06 bis 19.06 Uhr), am Samstag stündlich (8.04 bis 19.06 Uhr) und am Sonntag alle zwei Stunden (11.06 bis 19.06 Uhr) nach Leinsweiler.
Einkehren: in Leinsweiler stehen genügend Einkehrmöglichkeiten zur Verfügung
Weitere Informationen:
Verein Südliche Weinstraße Landau-Land e.V.
Büro für Tourismus Landauland
Hauptstraße 4
76829 Leinsweiler
06345 3531
urlaub@landauland.de
www.landauland.de
Nachzulesen auch im Wochenmagazin FORUM 25. September 2020