Natur kennt keine Grenzen – 219. Tag

Ein langer Wandertag endet in Laufenburg nach über 40 Kilometern

Hochentengen – Laufenburg / 25.10.2010 / 219. Tag

Über die Brücke nach Kaiserstuhl verlasse ich Deutschland Richtung Schweiz. Der Rheinwanderweg verläuft fast auf meiner gesamten Tagesstrecke am Rheinufer entlang. Am dicht bewaldeten Schweizer Ufer säumen zahlreiche Bunker aus dem zweiten Weltkrieg den Weg. Die meisten Dächer der Bunker sind inzwischen überwuchert. An der grünen Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz erobert die Natur ihr Terrain zurück. In einigen Bunkern wurden Nistkästen für verschiedene Vogelarten und Fledermäuse aufgestellt. Friedliche Nutzung einer Bunkerkette am Rhein nach über 70 Jahren.

An einem der Bunker steht:

Fullfeld-Rhein Infanteriewerk
2-stöckig Bewaffnung
2 x MG 11 resp. 51 (7,5 mm)
Baujahr 1938
Eigentümer Schweizer Militärmuseum Full und Festungsmuseum Reuenthal
www.festungsmuseum.ch

Über Rümikon, Mellikon, Rekingen Bad Zurzach, Rietheim und Koblenz wandere ich mit Emma weiter Richtung Westen. Wir sind allein am Rhein unterwegs. Kühler Wind und eine dichte Wolkendecke lassen mich ein erhöhtes Tempo anschlagen. Emma ist das egal. Sie hat genügend Möglichkeiten sich auszutoben.

Unter dem Motto „Natur kennt keine Grenzen“, haben die Einwohner des Aargau 1993 in einer Volksinitiative dem „Auenschutzpark – für eine bedrohte Lebensgemeinschaft“ zugestimmt. Seitdem ist Auenschutz im Aargau Verfassungsauftrag niedergeschrieben. Das ist einzigartig in der Schweiz. Bis zum Jahr 2014 werden die Auen wieder aufgewertet und nehmen dann mehr als 1 % der Kantonsfläche ein.

Charakteristisch für den Hochrhein sind sowohl überhängende Steilufer als auch sand- und kiesreiche Flachuferzonen. Typische Elemente von Auenlandschaften. Frisch angenagte Bäume lassen darauf schließen, dass der größte europäische Nager, der Biber, sich hier sichtlich wohl fühlt.

Am Grenzübergang in Koblenz nach Waldshut-Tiengen herrscht Hochbetrieb. Vor allem der LKW-Transit Verkehr sorgt für einen Rückstau und viel Lärm. Die Zollbeamten beider Seiten haben alle Hände voll zu tun.

Nachdem wir die Brücke über die Aare, die unmittelbar hinter Koblenz in den Rhein mündet, überquert haben, wandern wir über einen kleinen Pfad entlang des Rheins weiter. Es herrscht wieder Ruhe, nur der Belag des Weges knirscht ab und zu unter den Füssen. Gegen Mittag zeigen sich die ersten Wolkenlöcher am Hochrhein. Jüppen Schmittenau und Leipstadt sind die nächsten Orte auf unserer Route. Der Kühlturm des Kernkraftwerks Leipstadt prägt das Bild meiner Blickachse nach Westen für lange Zeit.

Über den Steg Schwaderloch wandern wir wieder nach Deutschland um in Albbruck nach dreißig gelaufenen Kilometer ein Zimmer zu suchen. Erfolglos wie sich schnell herausstellt. Bevor ich einen „Umweg“ zu einer Übernachtungsmöglichkeit mache, entschließe ich mich mit Emma noch sechs Kilometer auf Deutscher Seite bis Laufenburg zu wandern.

Kein idyllischer Wanderweg wie auf der schweizer Seite. Harter Asphalt, immer an der Straße entlang und Emma immer an der Leine. Morgen werde ich wieder die Rheinseite wechseln. Am Hochrhein macht es viel mehr Spaß in der Schweiz am Rhein zu wandern. Die kleinen gelben Hinweisschilder und kleinen Richtungsanzeiger „Wanderweg“ lassen kein Verlaufen zu.

Am Ortanfang in Laufenburg folge ich dem Schild „Alte Post, Rheinterrasse“. Das schöne, alte Haus steht direkt am Rhein. Der Speisesaal des Restaurants liegt direkt an der Rheinwasserkante. Leider ist das Restaurant montags geschlossen. Aber ich bekomme ein Zimmer für mich und Emma.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*