Marktl? Nie wieder! – 177. Tag

Josef Ratzinger wurde in Maktl geboren

Simbach am Inn – Marktl / 13.09.2010 / 177. Tag

Marktl begrüßt uns mit Regen

Wenige Kilometer hinter Simbach gelangen wir wieder direkt ans Innufer. Wir passieren viele kleine Unterstellhütten aus Holz, von wo aus man im Europareservat Unterer Inn die Vogelwelt beobachten kann. Uns bleibt dafür nicht viel Zeit, denn tief hängende graue Wolken verheißen nichts Gutes. Als es zur Mittagszeit zu nieseln beginnt, würden wir uns gerne im Gasthaus eine warme Suppe gönnen. Leider ist das Wirtshaus am Montag geschlossen. Also pausieren wir an einem noch trockenen Platz unter einer ausladenden Baumkrone.

Der Regen wird immer stärker und wir haben noch etliche Kilometer zurück zu legen. Marktl empfängt uns nach den sommerlichen Temperaturen von gestern mit Wind, grauen Wolken und einem intensiven Regenguss. Ein Bus hat eine Gruppe asiatischer Besucher in den Ort gebracht. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht überrannt werden. Alle haben nur ein Ziel: das Geburtshaus von Papst Benedikt XVI. Wir wärmen uns im gegenüberliegenden Cafe bei einer Tasse Milchkaffee wieder auf.

„Hier ist der Ort, an dem mir meine Eltern das Leben geschenkt haben, der Ort, an dem ich meine ersten Schritte auf dieser Erde getan habe, der Ort, an dem ich sprechen gelernt habe, der Ort, an dem ich getauft worden bin“. Mit diesen Worten hatte Papst Benedikt XVI die Bewohner von Marktl begrüßt, als er am 11. September 2006 seinem Heimatort einen Besuch abstattete.

Josef Ratzinger wurde am 16. April 1927 im ehemaligen Amts- und Mauthaus, geboren. Das Geburtshaus ist zu einem Museum umgestaltet worden. Leider können wir das Haus nicht besichtigen, da montags die Museen geschlossen sind. In vielen Auslagen der Geschäfte in Marktl werden Produkte mit dem Konterfei des Papstes angeboten: Papstbier und Kaffeetassen, Benedikt-Schnitten und Vatikanbrot, Halstücher sowie Video-Live-Mitschnitte der Messe des Papstes in Marktl. Ein Kinoplakat mit dem Titel „Wir sind Papst – ein Dokumentarfilm von Michael Rentsch“ hängt vergilbt hinter einigen Glasscheiben.

Im einzigen Gasthaus mit Übernachtungsmöglichkeit weist man uns barsch und bestimmt die Tür. „In dieser Gegend sind Hunde in Pensionen nicht erwünscht“, bekommen wir von der Chefin des Gasthofs Hummel zu hören. Sie lässt sich nicht erweichen, wir müssen wieder in den kalten Regen. Den Grund für die Hundeunfreundlichkeit erfahre ich leider nicht. Auch Hunde sind Geschöpfe Gottes. Dass lässt sie kalt, Standpunkt ist Standpunkt.

Schließlich hilft uns die freundliche Frau im Tourismusbüro von Marktl eine Privatunterkunft zu finden.

Am Abend sitzen wir im Gasthof unmittelbar am Geburtshaus von Josef Ratzinger. Ablehnung und Misstrauen schlägt uns vom Stammtisch der Einheimischen entgegen. Unser Gruß wird nicht erwidert, weder beim Kommen, noch beim Gehen. Man will unter sich bleiben. Nur dem Wirt huscht am Ende unseres Besuchs ein flüchtiges Grinsen übers Gesicht. Die Botschaft des Papstes über die Liebe hat in seinem Geburtsort keine Früchte getragen. Marktl hatte ich mir anders vorgestellt. Morgen wandern wir weiter Richtung Süden. Nach Marktl werde ich sicherlich nie wieder zurückkehren.

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