In Rötz steht ein Hotel für Vierbeiner – 158. Tag

Emma schnüffelt sich durchs Hotel

Oberviechtach – Rötz / 25.08.2010 / 158. Tag

Goldsteigmaus

Als ich um 7.00 Uhr zum Frühstück gehe, sitzen schon zwei Wanderer am Tisch. Peter Joachim Knörrich aus Reutlingen, der in den nächsten zwei Tagen bis zur tschechischen Grenze wandern will und Jean Pierre Schröllkamp, den ich am Vortag auf dem Marktplatz traf. Das Frühstück dauert heute etwas länger, da wir uns viel zu erzählen haben. Nach einem herzlichen Abschied ziehen wir los, jeder auf seinem Weg.

Unterhalb der Burg in Obermurach finde ich die Wegmarkierung des Goldsteigs. An der Bushaltestelle stehen zwei Bauern mit ihren Milchcontainern. Sie warten auf das Milchauto, das ihre Milch der letzten zwei Tage abholt. Während ich mit Bauer Robert Herdegen plaudere kommt endlich der große Milchwagen. Mit den Kühen im Stall komme er gerade so über die Runden. Was ihn ärgere, sei die Tatsache, dass fremde Menschen den Lohn seiner Arbeit bestimmen. Er müsse nehmen was er bekomme, den Preis bestimmen andere.

Goldsteigmilch von Bauer Robert Herdegen

Die Burg in Obermurach ist leider verschlossen. Um beim Burgwart den Schlüssel zu besorgen, müsste ich wieder bergab steigen. Also entschließe ich mich weiter zu wandern. Hinter Kulz treffe ich mit Emma Jean Pierre wieder. Wir entschließen uns ein Stück gemeinsam zu wandern. Jean Pierre, der in Schwabach lebt, wurde in Lothringen in Einville au Jard geboren. Mit elf Jahren siedelte er mit seiner Mutter zurück nach Deutschland. Jean Pierre betreibt Ausdauersportarten wie Marathon, Triathlon und sogar 100 Kilometerläufe. Mit meinem schweren Rucksack kann ich mit seinem Tempo nicht mithalten. Er nimmt Rücksicht und etwas Geschwindigkeit aus seinem Wandertempo.

Wir wandern durchs 80 Hektar große Prackendorfer Naturschutzgebiet entlang des Kulzer Moos. Die Moorbirken scheinen sich schon auf den Herbst einzustellen, das Laub ist goldgelb. Der Himmel zeigt heute einen Mix aus Wolken und Sonne, ideales Wanderwetter. In Thanstein haben wir Glück, das vermeintlich geschlossene Cafe ist doch geöffnet. Die Wirtin erzählt uns, dass vor zwei Jahren Ursula Fiedler, eine Opernsängerin die in Wingst an der Nordsee lebt, hier im Cafe saß und von ihrer langen Wanderung erzählte: 1600 Kilometer von Wien nach Wingst. Da die musikalische Heimat von Ursula Fiedler die Wiener Bühnen sind, heißt das immer und immer wieder mit dem Flugzeug nach Wien und zurück. Diese Strecke wollte sie unbedingt einmal zu Fuß gehen. Vor zwei Jahren hat sie die Strecke mit Erfolg bewältigt.

Vor unserem Abendquartier warten zwei steile Anstiege und der Marsch übers Naturdenkmal „Steinerne Wand“, die sich wie ein Grat etwa dreihundert Meter durch den Wald zieht. Kletterkünste und Trittsicherheit sind erforderlich. Emma spurtet geschickt vor uns her, es macht Spaß ihr zusehen, sie fühlt sich wohl in diesem steinigen, unwegsamen Terrain. Nach dem letzten Anstieg zur Schwarzenbergruine geht`s bergab Richtung Rötz. Das Hotel Bergfried in Bauhof am Waldrand und direkt am Goldsteig gelegen, ist ein ganz besonderes Hotel. Erholung für Mensch und Hund. Ein Hundehotel mit allen Raffinessen für die Vierbeiner. Hier nur ein kleiner Auszug aus dem Angebot: „Hundküche für die Zubereitung, Kühl- und Gefrierschrank für Hundefutter, Hundesitter, Hundedusche mit warmem Wasser, Hundehandtücher für nasse Vierbeiner, Hundenäpfe auf jedem Zimmer, Dogdancing, geführte Hundewanderungen, Hundemassage und, und, und.“ Das Einzige was zu fehlen scheint, ist eine Hundespeisekarte. Ach ja, Hunde können ja gar nicht lesen. Dafür gibt es eine Speisekarte für Menschen. Endlich Zeit zum Ausspannen und erholen. Emma schnüffelt sich durchs Hotel, schließt einige neue Freundschaften und schläft in der Nacht wie im siebten Hundehimmel. Was für ein Hundeleben. 

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