In jeder Blickachse ein Storchennest – 108. Tag

Ein guter Start am Freiluftcafé „DAS SÜSSE LEBEN“ in Gartz

Gartz – Criewen / 06.07.2010 / 108. Tag

„Das süsse Leben“ in Gartz

Am Freiluftcafe und Flussbar „DAS SÜSSE LEBEN“ starte ich mit Emma zur Wanderung. Stephanie Schmidt betreibt in der zweiten Saison ihren Kiosk. Die gelernte Hotelfachfrau ist dem Stadtlärm der Bundeshauptstadt Berlin entflohen, um sich hier an der deutsch-polnischen Grenze eine neue Existenz aufzubauen. Eigentlich wollte sie nach Australien auswandern. Als sie ihre Tante in Gartz besuchte, verliebte sie sich in das Fleckchen Erde direkt am kleinen Hafen. Eine Flasche Rotwein und ein Tag Bedenkzeit genügten. Ihr Entschluss stand fest: hier will ich bleiben. Leider ist der Kiosk heute früh noch geschlossen, als ich mich mit Emma aufmache. Die frische Holunderlimonade und der selbst gebackene Kuchen der jungen Frau am gestrigen Nachmittag schmeckten vorzüglich.

Gartz erhielt bereits 1249 das Stadtrecht. Die einstmals strategische Bedeutung ist heute für den Besucher kaum erkennbar. Lediglich das Stadttor und einige wenige erhaltene Gebäude erinnern an die Blütezeit der Vergangenheit. Vom gegenüberliegenden Ufer macht sich ein polnischer Kuckuck lauthals bemerkbar. Sein Ruf ist unverkennbar und klingt aus Polen genauso wie vor einigen Wochen der Kuckuck in Belgien, Holland, Dänemark und die vielen Kuckuckrufe in Deutschland.

Storchenfamilie in Criewen

Über Friedrichsthal und Gatow gelangen wir nach Schwedt. 1670 erwarb Dorothea von Holstein-Glücksburg, die zweite Frau des Kurfürsten Friedrich Wilhelm, die Herrschaft Schwedt als erblichen Besitz für ihre Söhne aus zweiter Ehe, da diese keinen Anspruch auf den Thron besaßen. In den Jahren danach entstand an der Oder eine prachtvolle barocke Residenz. Heute ist Schwedt mit fast 40.000 Einwohnern die größte Stadt der Uckermark.

Das Fischerei-Freiluft-Museum ist für Besucher noch nicht wieder geöffnet. Im vergangenen Herbst drückte der Wind das Oderwasser in die Anlage. Kaum instand gesetzt, sorgten die intensiven Regengüsse im Frühjahr für Hochwasser, wodurch das Museumsgelände binnen eines halben Jahres ein zweites Mal überflutet wurde. Die Helfer sind optimistisch, dass sie in drei Wochen den Besuchern ihre Museumsstücke wieder präsentieren können. Ich verabschiede mich nach einer kurzen Stippvisite und ziehe mit Emma weiter Richtung Süden.

Die Trasse des Oder-Neiße-Weges verläuft über eine Umleitung nach Zützen und Criewen. Deshalb darf ich mit Emma einige Zusatzkilometer absolvieren. Allerdings kommen ich dadurch in den Genuss etliche Storchennester zu bewundern. Allein in Criewen ziehen in sieben Nestern Störche ihre Jungen groß. Ich beende meinen Wandertag am Schloss in Criewen. Hier ist das Informationszentrum des Nationalparks Unteres Odertal untergebracht. Morgen werde ich es besuchen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*