In Noldes Wunderland von Meer zu Meer
Rosenkranz – Ladelund / 10.06.2010 / 82. Tag
„Gleich einem Märchen war die Heimat mir,
das Elternheim im flachen Land, mein Land,
darüberhin die tausend Lerchen jubelnd
auf- und niederschwebend,
mein Wunderland von Meer zu Meer…“
Mit diesen Worten beschrieb Emil Nolde seine Heimat. Dort, wo sich das Königreich Dänemark und der Norden Deutschlands berühren liegt in der Marschlandschaft die Warft Seebüll. Hier lebte und arbeitete der Maler Emil Nolde, umgeben von einem zauberhaften Blumengarten, von 1927 bis zu seinem Tod. Er gehört zu den führenden Expressionisten des 20. Jahrhunderts.
Nach Ada und Emil Noldes Testament:
„…. soll in unserem kleinen Gewese in ländlicher einfacher Natur der suchende Wanderer eine besondere Stätte finden, wo ihm das Glück und künstlerisch-geistige Erholung gegeben wird.“
Heute hat ein suchender Wanderer mit Beagle das kleine „Gewese“ der Noldes besucht und sichtbare Spuren hinterlassen. Als wir nach einem Milchkaffee das Cafe in der Nolde-Stiftung wieder verlassen, hat sich eine kleine Pfütze unter unserem Platz gebildet. Überall darf Emma mit, nur die Ausstellungsräume bleiben ihr verschlossen. Also behelfe ich mir mit zwei wunderscherschönen Postkartenmotiven aus Emil Noldes Sammlung: Eine bunte Tänzerin und ein Motiv des Landes zwischen den Meeren.
Nach etlichen Stunden heftigen Landregens erreichen wir wie zwei begossene Pudel unser Quartier in Ladelund. Jenny Nissen versorgt uns liebevoll, sie frottiert Emma ab, kümmert sich um meine triefende Wanderbekleidung und lädt mich zum gemeinsamen Abendessen ein.
Von Jenny Nissen erfahre ich, dass hier einst eine Außenkommandostelle des Konzentrationslagers Hamburg-Neuengamme war. Nachdem der Regen am Nachmittag nachlässt, besuche ich mit Emma die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund. Am ehemaligen Lagergelände erinnert eine Stahlskulptur an die Opfer des Nationalsozialismus. Die bedrückende Atmosphäre des Geländes überträgt sich auf meine Stimmung. Zum Glück kann ich den Abend bei einer köstlichen Kartoffelsuppe mit Familie Nissen verbringen. Die hier gelebte Gastfreundschaft bringt mich schnell auf andere Gedanken.