Im Land der tausend Teiche – 151. Tag

Frühstück am Kachelofen mitten im Sommer

Marktredwitzer Haus – Falkenberg / 18.08.2010 / 151. Tag

Lenka und Marek

In der Nacht hat der Regen nachgelassen, ebenso der Sturm. Mein Frühstück steht am warmen Kachelofen. Lenka und Marek Novak bewirtschaften das Haus alleine. Nur in Spitzenzeiten hilft eine Aushilfskraft beim Bedienen der Gäste. Marek ist ausgebildeter Koch, seine Frau im Hauptberuf Investmentberaterin. Sie haben sich in Karlsbad kennen gelernt als Marek seinen jungen, weißen Hund ausführte. Lenka verliebte sich sofort in das kleine weiße Bündel (später auch in Marek). Sie war damals sechzehn, er sechsundzwanzig. Für ihren Hund haben Lenka und Marek übrigens einen Neoprenanzug als Regenschutz, den sie mir für Emma anbieten. Ich bin sicher Emma wäre nicht begeistert. Also lehne ich dankend ab. Vor dem Haus noch einige Erinnerungsfotos von Emma, dann sind wir im Wald verschwunden.

Beim Anstieg zur Burgruine Weißenstein durch die kühle Morgenluft wird mir angenehm warm. Als wir oben ankommen ziehen die letzten Nebelschwaden durch die Ruine. Gespenstig schön das alte Gemäuer, das urkundlich im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt wird. Die Burgruine wird seit 1992 saniert und archäologisch erforscht.

Der Abstieg führt über einen schmalen Pfad, vorbei am Kiebitzstein, einem natürlichen, offenen Felsentor. Entlang verschiedener Bäche erreichen wir über Waldpfade Friedenfels, unser eigentliches Ziel von gestern. Am Ortsende entdecke ich einen goldblauen Karpfen. Später werden wir einen weiteren bunten Karpfen am Wegesrand entdecken. Die Karpfenskulpturen sind Markenzeichen und Botschafter des Landkreises Tirschenreuth, der auch als Land der 1000 Teiche bezeichnet wird.

Hinter der Haferdeckmühle und dem Dorf Muckenthal beginnt ein Wanderwege-Zick-Zack-Kurs. Wir passieren kleine Weiher, Teiche und Seen. Oft ist es nur ein schmaler Weg, der zwei Weiher oder Teiche voneinander trennt. Die gute Markierung des Goldsteigweges bringt uns sicher durch dieses endlos scheinende Wasserlabyrinth.

In der Dorfmitte von Falkenberg thront die Burg auf Felsen gebaut. Am Abend spaziere ich mit Emma durchs Dorf zum traditionellen Gasthaus zum Roten Ochsen. Der Gastraum ist voll gefüllt. Nur ein Stuhl am Ende eines langen Tisches ist noch frei. Ich nehme Platz, bestelle ein Bier und komme mit den Männern um mich herum ins Gespräch. Ich sitze neben Fritz Schulenburg. Bis vor einem Jahr war er der Burgherr auf Burg Falkenberg. Aus finanziellen Gründen hat die Familie vor einem Jahr die Burg an die Gemeinde veräußert. Jetzt wohnt er mitten im Dorf und bei Burgbesichtigungen führt er Gäste durch sein ehemaliges zu Hause. Der Tisch leert sich. Nur Fritz Schulenburg und ich sind übrig geblieben. Nach einem letzten Bier macht Fritz Schulenberg mit mir eine private, exklusive Führung durchs alte Burggemäuer. Es dunkelt bereits, als wir oben ankommen. Mit einem großen Schlüssel öffnet der ehemalige Burgherr das Tor. Mit seiner sonoren, dunklen Stimme führt er uns durch die Räume. Am Ende der Führung ist es fast stockdunkel. Emma ist es etwas unheimlich geworden. Ob sie wohl einen Geist irgendwo hinter den Wänden entdeckt hat? Wir verlassen die Burg und schlendern Richtung Unterkunft. Als ich mich noch einmal zur Burg umschaue, glaube ich einen Burggeist gesehen zu haben. Oder waren die beiden Gläser Bier doch zu viel?

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