300 Jahre Grenzgeschichte im Zollmuseum in Reinheim
Medelsheim – Saargemünd / 15.11.2010 / 240 Tag
Nach dem Frühstück bei Gabi und Karl-Heinz am warmen Kachelofen in Medelsheim, entschließt sich Gabi spontan den Weg ins lothringische Saargemünd mitzuwandern. Das Bauernhaus in dem die Beiden seit über zwanzig Jahren leben, wurde 1990 im Landeswettbewerb „Saarländische Bauernhäuser – Zeugnisse unserer Heimat“ ausgezeichnet.
Über Niedergailbach und Rubenheim gelangen wir zur Stiftung Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. Seit über zwei Jahrhunderten verläuft durch das Bliestal die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen Lothringen und dem Saarland, zwischen Bliesbruck und Reinheim. Mit der Schaffung des Kulturparks wurde bereits 1987 die Grenze „aufgehoben“ und überwunden. Der Europäische Kulturpark hat dem Tal seine historische Einheit wiedergegeben.
Im Februar 1954 entdeckte der Kiesgrubenbetreiber Johann Schiel im Bliestal ein kleines Bronzefigürchen, welches sich später als Griff eines Spiegels herausstellte. Die Ausgrabungen des damaligen Staatlichen Konservatoramtes führten zu einer außerordentlichen Entdeckung: das Fürstinnengrab von Reinheim. Das Fürstinnengrab von Reinheim, aus den Anfängen des 4. Jahrhunderts vor Christus, offenbart den materiellen und kulturellen Reichtum der keltischen Aristokratie. Der Schmuck und sowie die die Opfergaben sind Meisterwerke der keltischen Kunst.
Als wir in Reinheim ankommen scheint der Kulturpark im Winterschlaf zu liegen. Wir klingeln. Miriam Heinrich, zuständig für Marketing, Tourismus und PR im Kulturpark öffnet uns. Am Ende ihrer Ausführungen erlaubt sie uns das Fürstinnengrab – obwohl geschlossen – zu besichtigen. Eindruckende Bilder aus einer fernen, weit zurückliegenden Welt. Während der Keltenausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, die am kommenden Wochenende eröffnet wird, kann man parallel dazu, das Fürstinnengrab in Reinheim besichtigen (www.europäischer-kulturpark.de).
Der Duft von Holzkohlenfeuer liegt in der Luft. Norbert Goddard hat im Holzofen Brot für eine Busgruppe gebacken. Alles abgezählt, sagt er uns. Wir dürfen nur den Duft des Brotes genießen.
Wir wandern weiter durch Bliesbruck und Richtung Habkirchen im Saarland ein. In Habkirchen befindet sich in einer ehemaligen Grenzstation ein Zoll-Museum. Manfred Nagel, der Museumsleiter, hatte dort über 35 Jahre seinen Dienst verrichtet. Als er absehen konnte, dass durch die Unterzeichnung des Schengener Abkommens die Zollgrenzen fallen würden, begann er Utensilien seines Arbeitsalltags zusammenzutragen. Heute kann er dem Besucher über 300 Jahre Grenzgeschichte präsentieren. Besonders stolz ist Manfred Nagel auf eine Kopie des Passes von Karl Marx. Das Dokument trägt den Einreisestempel des „Königlich bayrischen Nebenzollamts 1. Klasse Habkirchen“ vom 7. April 1848. Zur damaligen Zeit war Habkirchen bayrisches Gebiet.
Das Zollmuseum ist jeden dritten Sonntag im Monat von 14.00 bis 17.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet (www.mandelbachtal.de). Das Museum ist noch für drei Wochen geschlossen. Dann ist der Erweiterungsbau fertig gestellt und Manfred Nagel kann den Besuchern des Museums mehr Platz bieten.
Über die Freundschaftsbrücke erreichen wir die andere Seite der Blies. Wir sind in Frauenberg und damit wieder in Frankreich. Alle zwei Jahre findet hier das deutsch-französische Brückenfest statt. Das grenzüberschreitende Fest zieht sich über die Brücke in beide Länder.
Um 16.45 Uhr wandern wir über die Saarbrücke in Saargemünd. Geschafft! die Regenwanderung ist zu Ende. Nicht weit von hier mündet die Blies in die Saar. Morgen werden wir entlang der Saar Richtung Saarbrücken wandern und hoffen dafür auf besseres Wetter.