Die Luft flimmert über dem Asphalt
Rieth – Pampow / 02.07.2010 / 104. Tag
In der Gaststätte Orchidee (www.pension-orchidee.de) in Rieth sitze ich beim Frühstück mit einigen Radlern, die sich bald auf die Strecke machen. Christa Schischke und Alide Beckmann wohnen in der Nähe von Frankfurt an der Oder. Sie sind neugierig, wollen wissen wo ich her komme und wo mich mein Weg hinführt. Alide wohnte früher in Itterbeck an der deutsch-holländischen Grenze in der Nähe von Nordhorn. Sie erzählt von einem Bauernhaus, durch das übereifrige Beamte den Grenzverlauf mitten durchs Haus gelegt hatten. Wenn die Bewohner am Tisch saßen, saß ein Teil in Holland der andere in Deutschland. Märchengeschichte oder Wahrheit? Alides Mann übernahm nach der Wende einen Betrieb in Jakobsdorf an der deutsch-polnischen Grenze. Vom Grenzgebiet im Westen verlegten sie ihren Wohnsitz ins Grenzgebiet im Osten.
In der ehemaligen Meierei von Rieth, nur wenige Meter von der Orchidee entfernt, lebt Katja Gaugel. Dort betreibt sie das Cafe Kloenstuw (www.cafe-de-kloenstuw.de). Sie ist Schwäbin. Ihr Mann wurde als Bundeswehrsoldat in den Nordosten Deutschlands versetzt. Im 150 Seelendorf Rieth, unmittelbar an der Grenze zu Polen, fanden sie eine Bleibe. „Wenn wir anfangs mit unserem Hund einen Abendspaziergang unternahmen, mussten wir immer den Personalausweis mitnehmen. Wir sind jedesmal von polnischen oder deutschen Grenzbeamten kontrolliert worden. Irgendwann kannten sie uns allerdings“, erzählte sie mir gestern bei einem Milchkaffee und einer Eierschecke.
Viel zu spät mache ich mich auf den Weg. Es ist bereits heiß geworden. Die ersten Kilometer des Wanderweges verlaufen auf einer ehemaligen Bahntrasse. Der schattige Weg ist eine Wohltat für mich und Emma. Der Waldboden ist übersät mit Heidelbeersträuchern. Ich gönne mir die ersten Waldbeeren des Jahres. Über den Naturpark „Am Stettiner Haff“ erreichen wir Hintersee. Dann verläuft der Weg auf der Landstraße. Eine Tortur für Emma und mich. Die Luft flimmert überm Asphalt. Immer häufiger legen wir eine Pause ein. Zwischen Grünhof und Pampow, dem Ziel des heutigen Tages, wandern wir endlich wieder über schattige Waldwege. Wir sind geschafft. Morgen werde ich mit Emma früher starten.