Am Zwillbrocker Lachmöwensee lebt die nördlichste Flamingokolonie Europas
Oeding – Zwillbrock / 06.05.2010 / 48. Tag
„Na schon wieder unterwegs“, werde ich von einem Radfahrer kurz hinter Oeding begrüßt. Mein Blick verrät Erstaunen. Woher kennt mich der freundliche Radler? „Hab’ Sie am Hund erkannt. Heute Morgen habe ich’s in der Zeitung gelesen.“ Sagt es und radelt seines Weges. Die Münsterland Zeitung hat das „Interview der Woche“ meiner Wanderung gewidmet und mich und Emma abgelichtet.
Der Zeitungsartikel führt dazu, dass die Borkener Nachrichten ebenfalls einen Artikel schreiben wollen, ein regionaler Rundfunksender ein Interview von mir haben möchte und der WDR einen Film über meine Deutschlandumrundung drehen wird. Und dies alles Morgen. Hoffentlich komme ich noch zum Wandern.
Die Wanderung mit Emma von Oeding nach Zwillbrock wird ein Tag entlang der Grenze. Landwirtschaftlich geprägte flache Landschaft. Im Wechselspiel der Geruch von Schweinemast, Kuh- und Pferdemist. Kalter Wind bläst von Norden, wir stemmen uns dagegen, wollen ankommen bevor es regnet.
Gegen Mittag eine besondere Rast. Am Melkveebedrijf von Familie te Selle hat man eine Zelf-bediening-Station eingerichtet. Eigengemaakte Karnmelk per beker 1,20 €, Eigen gebakken cake 0,50 € per plakje. Stühle und Tische sind platziert. Ich mache mit Emma im kalten Wind kurz Rast, genieße den heißen Kaffee und den köstlichen Apfelkuchen, zahle in eine bereitstehende Blechdose und ziehe weiter. Eine tolle Sache. So etwas sollte auch bei uns in Deutschland öfter angeboten werden.
Das Zwillbrocker Venn mit seinem Lachmöwensee und der nördlichsten Flamingokolonie Europas liegt direkt hinter der Grenze in Deutschland. Im Hotel Kloppendiek von Familie Van den Berg-Ahrens in Zwillbrock bin ich zum Übernachten eingeladen. Das Kaminfeuer verströmt eine wohlige Wärme. Emma und ich kuscheln uns in eine Ecke. Die Flamingos müssen bis morgen warten. Bernd, der Chef des Hauses, versorgt Emma und mich mit regionalen Spezialitäten wie Buchweizenpfannkuchen und Moorschnuckengulasch. Nach dem Essen erzählt Nachbar Gerhard Orriens Grenz- und Schmuggelgeschichten wie aus „Tausend und einer Nacht.“