Auf der Deichkrone haben Schafe Vorfahrt
Papenburg – Leer / 21.05.2010 / 63. Tag
Über die Seeschleuse komme ich in Papenburg an der Meyer-Werft zur Ems. Leider verläuft der Weg Richtung Leer nicht wie in den letzten Tagen entlang der Ems, sondern hinterm Deich. Die Wiesen am Deich und auf der Deichkrone sind den Schafen vorbehalten. Hunde dürfen dort nicht einmal mit einer Leine hin. Auf einem Schild lese ich: „Das Mitführen von Hunden ist verboten. Der Oberdeichrichter.“ Hier haben die Schafe eindeutig Vorfahrt. Die Ems werden wir also erst in Leer wieder sehen.
Dafür macht Emma Bekanntschaft mit Ufo, einem 14jährigen Beagle, der ganz untypisch für Beagle wunderbar und intensiv bellt und heult. Emma sitzt dabei, ist total fasziniert und himmelt Ufo an.
Die grüne Deichkrone zur Linken, weites, flaches Weideland zur Rechten. Nur ab und zu ertönt ein dunkles Tuckern eines vorbei fahrenden Schiffes auf der Ems. Wildgänse mit schrillen Schreien in verschiedenen Formationen und Verbänden ziehen über uns hinweg. Und auch heute ist der Ruf des Kuckucks nicht zu überhören. Leichte Windböen und ein blauer Himmel sorgen für gute Stimmung.
Heute müssen wir wieder vierundzwanzig Kilometer ASPHALT wandern. Meine Füße brennen, meine Waden sind hart wie Stein. In der Fußgängerzone in Leer lassen ich mich vor einem Cafe in den Stuhl fallen, Emma liegt daneben. Die Hotelsuche beginnt. Vor einer Buchhandlung Werbung für den neuen Roman von John Irving. Ich bleibe kurz stehen, um zu lesen, gehe weiter und dann ertönt mein Name von einem Parkplatz, an dem ich mit Emma vorbeilaufe. Ulrike, eine Freundin, die in Emden wohnt und die ich in den nächsten Tagen dort besuchen wollte, ist auf Einkaufstour in Leer unterwegs. Wir haben uns viel zu erzählen und sitzen noch lange zusammen.