Basaltsteine sind wie Fächer aufgeklappt
Rübenau – Bärenstein / 09.08.2010 / 142. Tag
Die Kirche in Rübenau ist leider verschlossen. Gerne hätte ich mir die Orgel angeschaut, die ein Schüler Silbermanns hier gebaut hat. Hinter Rübenau ist mein Wanderweg auch Grenzweg. Mit einem kleinen Hüpfer wäre ich in Tschechien. Die Dörfer Kühnhaide und Raitzenhain passiere ich linker Hand, der Anstieg zum Berggasthof Hirtsteinbaude (889 m) kurz vor Satzung treibt mir Schweiß auf die Stirn. Auf dem Berg ist es kühl, leider hat die Baude montags geschlossen, also kein warmer Tee oder Kaffee. Die Aussicht ins graue Wolkenmeer lohnt nicht an diesem Morgen, den Fichtelberg kann ich nicht einmal erahnen.
Unterhalb der Baude bewundere ich die Basaltsteine, die wie ein Fächer aufgeklappt vor mir liegen. Diese Basaltfächer sind Zeugnis des Vulkanismus im Erzgebirge. Vor über 20 Millionen Jahren drang glutflüssiger Basalt hier nach außen. Beim Abkühlen des Magmas entstanden durch so genannte Schrumpfungsrisse die fächerförmig angeordneten Basaltsäulen.
Hinter Satzung führt mein Weg durch ein ausgedehntes Waldgebiet nach Schmalzgrube. Dort entscheide ich mich mit Emma den Talweg entlang der Preßnitztal-Museumseisenbahn zu laufen. Sonntags verkehrt hier zwischen Steinbach und Jöhstadt die Preßnitzbahn mit ihrer Dampflok. Heute am Montag ist alles still. Immer wieder entdecke ich Autos der Pilzsucher, die Pilzsucher selbst und die Pilze bleiben mir verborgen. Lediglich einen Wiesenchampion entdecke ich am Waldsaum Richtung Jöhstadt.
Am Waldrand in Jöhstadt erinnert ein Stein an den Heimatdichter Georg Schäfer. Ich kenne ihn nicht, ich werde versuchen einen Text von ihm zu erhalten.
Hinter Jöhstadt orientiere ich mich weiter an der blau-weißen Markierung des Kammweges, die sich kurze Zeit später in Luft auflöst. Ich stehe mit Emma mitten in Wiesen und Feldern, keine Markierung weit und breit. Als wir eine Straße erreichen, wandere ich entlang der neu geteerten Fahrstraße bergab. Es ist nicht ungefährlich, denn einige Autofahrer verwechseln die schmale, kurvige Landstraße mit einer Autorennstrecke.
Zum Glück hält ein Geländewagen neben uns. Kay Stieler sucht den Halter eines Schäferhundes, der ohne Begleitung im Wald unterwegs ist. Kay bringt uns auf den rechten Weg zurück. Als ich ihn nach seinem Beruf frage sagt er: „Ich bin Fischer“. Neben dem Vertrieb von Massivholz Gartenmöbeln, die er auch selbst herstellt, hat er sich außerdem auf Räucherfisch spezialisiert. Er lebt hinter dem Fichtelberg in Breitenbrunn im Ortsteil Rittersgrün. Wir verabschieden uns herzlich. Ich werde ihn in den nächsten Tagen besuchen.
In Bärenstein beende ich den heutigen Wandertag. Wir laufen nach Vejprty in Tschechien und sitzen unter alten Lindenbäumen im Gasthaus „Unter den Linden“.
Während des gesamten Tages, erreichten mich Anrufe von besorgten Freunden, die wissen wollen, wie es mir geht und ob ich vom Hochwasser nasse Füße bekommen hätte. Meine Wanderung brachte mich an Oder und Neiße entlang nach Bad Muskau, Görlitz und Zittau. Jetzt kämpfen die Menschen dort gegen das Hochwasser. Einige habe ich in den vergangenen Wochen persönlich kennen gelernt. Heute Abend werde ich versuchen einige telefonisch zu erreichen.