Der erste Tag auf dem Maximiliansweg – 187. Tag

Rast auf der Kohleralm

Bad Reichenhall – Inzell / 23.09.2010 / 187. Tag

Mit Klaus dem Almwirt auf der Almwiese

Heute ist Herbstanfang. Als ich vor einem halben Jahr gestartet bin, war kein Blatt, keine Knospe an den Bäumen zu sehen. Jetzt verfärben sich bereits die Blätter, das erste Herbstlaub fällt auf die Waldwege. Als ich in Bad Reichenhall zu meiner ersten Alpenetappe Richtung Zwiesel-Alm starte zeigt sich das Wetter noch mal von seiner schönsten Seite: strahlender Sommersonnenschein. Ich wollte ursprünglich auf der Alm übernachten, da sie jedoch wegen Krankheit des Betreibers vorübergehend geschlossen ist, muss ich sehen wie weit ich komme. Für den Abend habe ich noch keine Übernachtungsmöglichkeit. Vom Tal aus ist die Zwiesel-Alm gut auszumachen.

Viele Wanderer nutzen das sonnige Herbstwetter. Kurz vor der Alm begegnet mir Heike aus Norddeutschland. Sie besucht ihre Eltern, die irgendwann dem Norden den Rücken kehrten, um im Süden weiter zu leben. „Sie haben sich für ihre Herzensheimat entschieden“, erzählt mir Heike. Wenn die Zeit reif ist wird Heike vielleicht auch einmal im Schatten der Berge leben. Nach einer gemeinsamen Pause trennen sich unsere Wege, Heike will zum Gipfel und ich Richtung Inzell.
Die Almwiesen sind übersät mit fünfblättrigen, violettfarbenen Enzian, vereinzelt stehen versteckt einige Silberdisteln. Der imposante Blick über die bizarre Bergwelt der Berchtesgadener Alpen wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.
Der Weg zur Kohleralm lässt mich erahnen, was uns in den nächsten Tagen erwartet: schroffes Felsgestein, schmale Pfade mit Wurzeln, die sich wie dicke Schlangen über den Pfad winden. Ich muss mich auf den Weg konzentrieren, entsprechend langsam komme ich voran. Emma dagegen ist begeistert vom Klettern und wartet geduldig auf Herrchen. Mit vier Pfoten ist es auch deutlich einfacher die Balance zu halten.
Beim Anstieg zur Alm kommt uns eine Gruppe Wanderer mit verzierten Wanderstöcken entgegen. Sie kommen aus Altötting, eine Art Pilgerwanderwegevorhut. Sie suchen nach neuen Trassen, um bereits vorhandene Pilgerwege miteinander zu verbinden (www.pilgerwege.at). Petra aus der Pilgergruppe bezeichnet mich als den Grenzpilgerer.
Kurz danach treffe ich Gabi und Konrad, die im Alpenvorland aufgewachsen sind. Die Aussicht vom Berg ins Tal ist gewaltig. Konrad erklärt mir die Landschaft Richtung Norden. Bis Tittmoning an der Salzach können wir sehen. Vor einer Woche war ich dort mit meinem Sohn Benjamin unterwegs. An der Kohleralm machen wir gemeinsam Rast.
Klaus der Almwirt, ist begeistert von meiner Tour und bringt mir zur Stärkung sofort einen Schnaps. Ich entschiede mich allerdings für ein Haferl Kaffee und den selbst gebackenen Kuchen der Almwirtin. Vor einer Woche haben sie die Kühe ins Tal gebracht. „Manchmal kommt der Winter schneller als man denkt“. Beim Abschied noch ein Tipp. In Breitmoss soll ich beim Gaßl-Wirt nach einem Zimmer fragen.
Der Abstieg wird beschwerlich und erfordert höchste Konzentration. Der feuchte lehmige Boden hat auch das Gestein überzogen, als hätte jemand die Felsen mit Schmierseife eingerieben. Nur einmal bin ich unaufmerksam und rutsche sofort aus. Am Ast einer Kiefer kann ich mich gerade noch festhalten. Glück gehabt.

Beim Gaßl-Wirt in Breitmoos frage ich nach einem freien Zimmer. „Naa“, ist die äußerst unfreundliche Antwort des Wirts zur Antwort „un für Hund scho grad gar nicht“. Wortlos kehre ich ihm den Rücken und lasse die Tür ins Schloss fallen. Bis Inzell sind es noch zwei Kilometer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*