Alles was wir Lieben – 217. Tag

Alphorn, Schweizer Offiziersmesser, Schokolade, Ricola und Schwyzerdütsch

Ruhetag in Hohentengen / 23.10.2010 / 217. Tag

In einer Schweizer Buchhandlung habe ich das Kultbuch „SCHWEIZ“ von Anna-Katharina Rickert und Ralf Schlatter entdeckt. Im Untertitel heißt es: „Alles was wir Lieben: vom Alphorn bis zum Rütlischwur“.

Während meiner Ruhetagslektüre habe ich einige Stichworte aus dem Buch herausgepickt:

1. ALPHORN: „Zugegeben, lange Holztrompeten gibt es in vielen Ländern und Landschaften, aber in der Schweiz gilt nur das Alphorn. Schon im Jahre 1527 wurde es zum ersten Mal erwähnt, im Rechnungsbuch eines Klosters‚ zwei Batzen an einen Walliser mit Alphorn‘ heißt es dort über ein Geschäft mir einem mittelalterlichen Straßenmusikanten. Die Form hat das Alphorn von den Föhren, aus denen es gemacht wird. Sie sind am Strunk gewölbt und werden in rund 70 Stunden Handarbeit geschält und ausgehöhlt bis zu einer Wanddicke von einem halben Zentimeter. Eingefasst wurde es früher mit Rindenblättern oder Holzsteifen, heute nimmt man Peddigrohr. Ein Alphorn hat keine Klappen oder Ventile und beruht deshalb auf der Naturtonreihe. Die Länge des Horns bestimmt die Tonart. Das in der Schweiz verbreitete Fis/Ges-Horn ist 3,26 Meter lang. Je nach Landschaft kann man ein Alphorn fünf bis zehn Kilometer weit hören. Musikerinnen und Musiker wie Elina Burki, Hans Kennel oder Balthsar Streiff (vom Duo „Stimmhorn“) versuchen mit Erfolg, das Alphorn aus den traditionellen Klammern zu lösen und seine musikalischen Facetten um Experimentelles und Jazziges zu erweitern. Dazu braucht es in der Schweiz allerdings einen ziemlich langen Atem“.

2. SCHWEIZER OFFIZIERSMESSER: “ Ob es nun offiziell Schweizer Offiziersmesser heißt oder Schweizer Armeemesser oder Schweizer Messer, in der Schweiz ist es schlicht und ergreifend das Sackmesser und es heißt, jeder rechte Schweizer müsse eins im Sack haben. Sack bedeutet in der Schweiz Hosentasche. Darin tragen es die Männer seit 1891. Alles ist geschützt am Offiziersmesser, vom aufgeprägten Schweizer Wappen bis zum Namen. Nach dem 11. September 2001 gab es übrigens starke Umsatzeinbußen für die Messerhersteller, da auf den Flughäfen niemand mehr ein Offiziersmesser als Souvenir kaufen wollte, weil es einem vor dem Flug wieder weggenommen wurde. Seither gibt es auch Schweizer Offiziersmesser ohne Messer. Das ist dann, mit Verlaub, schon fast wie ein Schweizer Mann ohne Sack“.

3. SCHOKOLADE: „Es gibt keine weltweit gültige Vorstellung davon, wie gut Schokolade schmecken soll, aber Schweizer Schokolade trifft offenbar den Geschmack etlicher Erdbewohner: 60,5 % der Gesamtproduktion von 181 266 Tonnen gingen 2007 ins Ausland. Es wird also mehr Schokolade exportiert als im Land gegessen. Was aber nicht heißt, dass im Land wenig ‚Schoggi‘ gegessen wird. Mit einem Pro-Kopf-Konsum von 12,3 Kilogramm pro Jahr sind die Schweizer Weltmeister.

4. RICOLA: „‚Wer hat’s erfunden?‘ – ‚Die Schweizer.‘ – ‚Und wer genau?‘ –‚Ricola.‘ Der kleine aufgeweckte Mann – notabene der in der Schweiz wohlbekannte Volksschauspieler Erich Vock -, der mit dem roten Warnblinker auf dem Kopf kreuz und quer durch die Welt saust und den Aborigines, den Japanern und den finnischen Saunagängern die Herkunft der Kräuterbonbons nahe legt, hat Ricola ‚weltberühmt‘ gemacht. Ricola ist ein traditionelles Schweizer Familienunternehmen. Emil Richterich gründete die Firma 1930, später wurde aus der Richterich und Co. in der Basler Kleinstadt Laufen der Name Ricola. Mit einem kohlebeheizten Herd, mit Kupferkesseln, Kühltisch, Spindelpresse und Drageetrommeln nahm er die Süßwarenproduktion auf, ausgehend vom so genannten Hustenwohl, einem Bonbon mit Kräutern gegen Husten und Heiserkeit. Heute beschäftigt Ricola weltweit 350 Mitarbeiter und exportiert in rund 50 Länder in Europa, Asien, Nordamerika und seit neustem auch nach Australien. Der kleine Mann mit dem roten Warnblinker hat also noch jede Menge Kilometer abzuspulen, um den berühmten ‚Ri-co-laaaa!‘-Ruf anzustimmen. Wenn er dabei nur nicht heiser wird“.

5. SCHWYZERDÜTSCH: „Das schöne am Schwyzerdütsch ist, dass man es sagen und schreiben kann, wie einem der Schnabel gewachen ist, Hauptsache, man wird verstanden. Hochdeutsch, sagt man hierzuland, sei die Sprache des Verstandes, Schwyzerdütsch aber die Sprache des Herzens. Eine Liebeserklärung in Schwyzerdütsch klingt etwa so: ‚Du min liebschte Schatz, ich ha di gärn und tüüf i min Härz‘. Wenn Sie jetzt meinen, das stamme von Walter von der Vogelweide, dann haben Sie gar nicht so unrecht, denn das Schweizer-deutsche ist ein alemannischer Dialekt und als solcher nicht sehr weit vom Mittelhochdeutschen entfernt. Übrigens: Wenn Sie meinen, Sie verstehen sehr gut Schweizerdeutsch, versucht der Schweizer, der mit ihnen spricht, wahrscheinlich gerade, ein möglichst gutes Hochdeutsch zu sprechen. Wenn Deutsche wiederum versuchen, Schweizerdeutsch zu sprechen, empfehlen wir zuerst einmal den folgenden Probesatz: ‚Chasch s Kafichacheli, wo im Chuchichäschtli staht, no abtröchne?‘

Wer mehr über die Schweiz wissen will: Kultbuch Schweiz, Alles was wir Lieben: vom Alphorn bis zum Rütlischwur, Komet-Verlag, ISBN: 978-3-89836-838-4, Autoren: Anna-Katharina Rickert und Ralf Schlatter, www.komet-verlag.de, www.schoenundgut.ch

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