Emma tobt sich auf den menschenleeren Feldwegen 84. Tag

Entlang der deutsch-dänischen Grenze zur Ostsee

Wallsbüll – Flensburg / 12.06.2010 / 84. Tag

Johannes Lorentzen und Hake Harksen

Mit kräftigem Westwind im Rücken kommen wir gut voran. Emma tobt sich auf den menschenleeren kleinen Feldwegen aus. Hinter Wallsbüll treffe ich zwei Männer. Einer im Auto sitzend, der andere mit seinem Fahrrad daneben stehend, schnacken sie miteinander. „Na, wo willst du denn mit deinem großen Koffer auf dem Rücken hin?“ werde ich durch die geöffnete Autofensterscheibe angesprochen. Ich erzähle ihm wo ich herkomme und wo ich hin will. Ungläubiges Kopfschütteln.
Johannes Lorentzen (81), betreibt in Wallsbüttelfeld den Heidehof, Hake Harksen (68), im gleichen Dorf den Planhof. Sie reden plattdeutsch miteinander. Ich verstehe einiges, allerdings nicht alles. Mit dänischen Kollegen sprechen sie „Kartoffeldänisch“. Es bleibt das Geheimnis von Johannes und Hake, was es genau bedeutet. Beim Abschied wünschen sie mir Gesundheit und eine gute Wanderung.
Einige Kilometer vor Flensburg liegt der Naturerlebnisraum Stiftungsland Schäferhaus. Emma und ich machen einen kleinen Abstecher durch diese steppenartige Landschaft in der polnische Wildpferde, die Koniks, ausgewildert werden. Von einer kleinen Aussichtsplattform entdecke ich einige in der Ferne. Hier kreuzen wir die Pilgerroute des Ochsenweges, der über zweihundert Kilometer von dänischen Vejen ins schleswig-holsteinische Rendsburg führt. Kurz vor Flensburg durchqueren wir endlich wieder ein Waldstück mir schattigen Wegen und intensivem Vogelgezwitscher. Hier spüre ich zum ersten Mal deutlich was ich vermisst habe, seit ich im Saarland vor 12 Wochen gestartet bin. Das Spazieren und Wandern durch ausgedehnte Waldpassagen.
Die Stadt erreichen wir am Hafen. Fliegende Händler bieten ihre Waren an, auf einer Bühne finden die ersten Proben für ein nächtliches Spektakel statt. Wir ziehen uns in den hinteren Teil des Hafens zurück und bestaunen alte Segelschiffe. Der innerste Winkel der 35 Kilometer von der Ostsee ins Land hineinreichenden Flensburger Förde wird seit über 800 Jahren als geschützter Natur-Hafen genutzt. Ich bin an der anderen Seite von Schleswig-Holstein angekommen. Ob ich morgen mit Emma bereits die Ostsee sehe?

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