Der Schriftsteller Karl Friedrich May (1842-1912) war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland.
Bekannt wurde er vor allem durch seine sogenannten Reiseerzählungen, die vorwiegend im Orient, in den Vereinigten Staaten und in Mexiko des 19. Jahrhunderts angesiedelt sind. Besondere Berühmtheit erlangten die in drei Bänden zusammengefassten Geschichten um den Indianer Winnetou. Viele seiner Werke wurden verfilmt, für die Bühne adaptiert, zu Hörspielen verarbeitet oder als Comics umgesetzt.
Ein Buchtitel von Karl May stand Pate für den Namen des Wanderwegs „Auf fremden Pfaden.“ Karl May hat niemals das Saarland bereist, allerdings, so ist es auf einer Informationstafel zu lesen, hätte er sicherlich Gefallen gefunden an den Wiesen, Wäldern, Schluchten und Höhen des Sulzbachtals. Motive für seine unglaublichen Reiseerzählungen hätte er allemal vorgefunden.
Vom Parkplatz im Schürer Weg sind es nur wenige Schritte zum Portal des Wanderweges. Ein dunkler Tann mit viel Wurzelwerk am Boden lässt uns sofort in eine abwechslungsreiche Waldlandschaft eintauchen. Wenige Sekunden später passieren wir die Anlage rund ums das Ausflugslokal „Bayrisch Zell“, es folgt ein kleines Biotop und die Überquerung des Ruhbachs. Dann sind wir endgültig für mehrere Stunden im Wald unterwegs. Dort erwarten uns am Wegesrand sehr viele Informationen über das Leben und Werk Karl Mays.
An der ersten Infotafel erfahren wir, dass Karl May aus ärmsten Verhältnissen stammte. „Trotzdem gelang es ihm, nach einer langen Zeit voller Irrungen und Wirrungen, den Weg zu seinem persönlichen Olymp zu finden und die Höhen von ‚Dschinnistan‘ zu erreichen. Steigen Sie mit Karl May hinauf zum ‚Versteinerten Gebet‘, erfahren Sie anschließend auf einem weiteren Wegstück Allgemeines über den Schriftsteller und sein Werk.
Die zweite Weghälfte ist dem unbekannten Karl May gewidmet.“ Hier lernt man den lyrischen und musikalischen Karl May kennen und erfährt einige Details über seine Weltreisen.
Der Weg schlängelt sich mit etlichen Richtungswechseln durch unterschiedliche Waldformationen. Wer sich auf die spannenden Informationen über den Schriftsteller einlässt, erfährt enorm viel aus seinem Leben. So erfahren wir, dass Karl May in jungen Jahren auf die schiefe Bahn geraten war. Unterschlagungen, Betrügereien und Hochstapeleien brachten ihm über sieben Jahre Gefängnis ein. Während der Inhaftierung standen ihm sehr umfangreiche Bibliotheken zur Verfügung. Das Studium dieser Quellen bildete die Grundlage für seine spätere Schriftstellerei.
An einer weiteren Informationstafel lesen wir Details über den Vielschreiber Karl May: „Nach seiner Haftentlassung 1874 begann Karl May zu schreiben: Erzgebirgische Dorfgeschichten, Humoresken, belehrende Schriften wie beispielsweise die ‚Geografischen Predigten‘ aber auch erste kleinere Reiseerzählungen, aus denen schon bald die Reiseromane entstehen sollten. Die Veröffentlichung erfolgte in verschiedenen Wochenzeitschriften, Marienkalendern und anderen Periodika. Daneben verfasste er ab 1882 billige Heftchenromane. Da sich diese ‚Hintertreppenerzählungen‘ literarisch auf niedrigem Niveau bewegten, brachte er sie anonym zu Papier. Doch damit war gutes Geld zu verdienen.“
An anderer Stelle erfahren wir, dass Karl May durch seine Reiseromane (Ich-Erzählungen) zum Star avancierte. „Im Laufe der Jahre identifizierte sich der Schriftsteller jedoch immer mehr mit seinen Heldengestalten, posierte dafür auch in entsprechenden Kostümen. Seine Behauptung, 40 Sprachen zu sprechen und 1200 Dialekte zu verstehen, wurde unbesehen geglaubt.“ Wo er auch auftauchte, der Star wurde gefeiert. „Bei einem Besuch in München wurde sein Hotel angeblich so von jugendlichen Fans umlagert, dass ‚es keine andere Hülfe gab, als sie per Wasserschlauch auseinanderzuspritzen‘, um der Straßenbahn freie Fahrt zu gewähren.“
Mal wandern wir auf breiten Forstwegen, mal auf schmalem Pfad. Anfangs steigt der Weg sanft nach oben. Ein kurzes Wegstück führt parallel zur Autobahn (A623). Auf einer Anhöhe finden wir eine kleine Kapelle, die der Heiligen Mutter Gottes geweiht ist. Vor der Kapelle in der Gemarkung Sandgrube befindet sich ein steinerner Altar im Freien. Wir befinden uns im Dreieck Altenwald, Schüren, Elversberg.
Später gelangen wir ins Ruhbachtal, wo der Bach linker Hand in seinem Bett still dahinplätschert. Zwischen den Karl-May Informationstafeln 10 und 11 stehen rechter Hand drei bunte bemalte Marterpfähle. Wenig später erreichen zwischen den Stationen 14 und 15 eine Info-Tafel, die darauf hinweist, dass hier, unmittelbar am Ruhbach, die Möglichkeit besteht, die Wanderung abzukürzen, denn von hier sind es gerade einmal 1,1Kilometer zurück zum Parkplatz.
Wer den zweiten Teil des Weges auf sich nimmt erhält weitere Einblicke in das Leben Karl Mays, vor allem werden die Weltreisen des Autors und seine musischen Ambitionen beleuchtet.
Wie überqueren den Ruhbach und wandern für kurze Zeit entlang einer Pferdekoppel, bevor wir später nochmals im Ruhbachtal in fast völliger Waldeinsamkeit unterwegs sind.
Nach geraumer Zeit entdecken wir ein Kulturdenkmal am Wegesrand, einen historischen Grenzstein zwischen Sulzbach und Sankt Ingbert.
Auf einer Tafel lesen wir: „Die kleinen Dörfer Sulzbach und Sankt Ingbert wurden während des dreißigjährigen Krieges (1618-1648) völlig zerstört und starben aus. Im Jahre 1635 brannte Sulzbach nieder, 1637 äscherte eine Feuersbrunst Sankt Ingbert ein. Der Sulzbacher Bann unterstand seit 1549 der Herrschaft von Nassau-Saarbrücken. Sankt Ingbert war seit 1339 eine Vogtei, – ein weiterverliehenes Dorf – des Kurfürsten von Trier. Im Jahre 1661 wechselte Sankt Ingbert seinen Besitzer und wurde eine Enklave – ein von fremden Gebieten eingeschlossener Teil – der Grafschaft Von der Leyen zu Blieskastel. Das Dorf Sankt Ingbert entstand allmählich wieder. Die Landesherrschaft Nassau-Saarbrücken beschloss erst 1727, dass in dem Ort Sulzbach’ wieder ein tüchtiges Dorf aufgerichtet‘ werden solle. Eine genaue Festlegung der gemeinsames Grenze fand erst 1768 statt, wobei alte Grenzzeichen und Steine durch 36 neue, zugehauene Grenzsteine mit den Hoheitszeichen der Landesherren gesetzt wurden.“
Die gemeinsame historische Grenze zwischen Sulzbach und Sankt Ingbert verläuft etwa 9 Kilometer von Elversberg über Schnappach und Sechseichen bis Rentrisch. Mehr als 5 Kilometer dienen Bachläufe wie der Ruhbach, der Sulzbach, der Schnappbach und der Gehnbach als natürliche Grenze. Der übrige Teil wurde 1768 mit Grenzsteinen versehen von denen einige an der historischen Grenze noch vorzufinden sind. Zwischen 1816 und 1919 verlief hier die Grenze zwischen Bayern und Preußen.
Anschließend sind wir oberhalb von Sulzbach im Waldgebiet unterwegs, ehe wir Richtung Schnappach wandernd, das Ende der Wanderung an Start und Ziel erreichen.
TOUR KOMPAKT
Anspruch: leicht
Länge: 13,4 km
Dauer: 4:30 Stunden
Höhendifferenz: 290 Meter
Wegmarkierung: viereckiges Schild mit pinkfarbenem Untergrund und dem Schriftzug Karl-May-Wanderweg / Auf fremden Pfaden (in gelber Schrift), hinzu kommt das Konterfei des Autors mit weißer Farbe auf pinkfarbenem Untergrund
Startpunkt: 66280 Sulzbach-Schnappach, Schürer Weg
Geografische Koordinaten: 49° 18‘ 17‘‘ N – 7° 5‘ 26‘‘ O
Anfahrt mit dem Auto: Von Saarbrücken über die A623, Ausfahrt Altenwald. Dort weiter über die Kettelerstraße, Hühnerfeldstraße und Grubenstraße bis zum Kreisverkehr. Dort in die Straße „Zur Tannenburg“ abbiegen. Später die Abbiegung zur Mariannenthaler Straße nehmen. Von dort gelangt man direkt zum Schürer Weg.
Parken: Parkplatz am Ende des „Schürer Weges“
Anfahrt mit Bahn und Bus: Mit der Bahn bis zum Sulzbacher Bahnhof, dort weiter mit der Buslinie 103, Ausstieg Haltestelle „Zum Ruhbachtal“, von dort sind es 700 Meter zu Fuß zum Start der Wanderung
Einkehren: Gasthaus Bayrisch Zell, Schürer Weg 41, 66280 Sulzbach-Schnappach, Telefon: 06897 / 88595
Weitere Informationen: Kulturamt der Stadt Sulzbach, Salzbrunnenhaus, Auf der Schmelz, 66280 Sulzbach, 06897 / 508444, www.sbh.stadt-sulzbach.de
Nachzulesen im FORUM-Wochenmagazin vom 23. November 2018