Wandertipp: Stumm-Orgel-Weg in Rhaunen/Hunsrück

Neben audiovisuellen Klangerlebnissen verschiedener Stumm Orgeln bietet die Wanderung einen gelungenen Mix von Wald- und Wiesenpassagen mit Ausblicken zum Soonwald, dem Idarkopf, zur Wildenburg oberhalb von Kempfeld und dem Erbeskopf.

Eine Bemerkung vornweg: Für den Stumm-Orgelweg wurde speziell eine Audiothek (www.vg-rhaunen.de) eingerichtet. Sie bietet den Wanderern die Möglichkeit, die Orgeln am Wegesrand auch akustisch zu erleben, auch wenn die Kirchen geschlossen oder kein Organist vor Ort erreichbar ist. Der Tipp der Wegemacher: Laden Sie sich die Einspielungen bereits vorab auf Ihr I-Phone, Smartphone oder MP3-Player, da nicht überall eine Netzverbindung in alle Handynetze zur Auslesung der auf den Info-Tafeln abgedruckten QR-Codes möglich ist.

Am Wanderparkplatz führt der Weg ins Tal des Rhaunelbachs. Vor der Holzbrücke, die über den Rhaunelbach führt, kündigt ein Holzportal den Beginn des Wanderweges an. Vorbei an einem Fischteich gelangen wir zu einem breiten Forstweg, halten uns dort links und sind nach wenigen Minuten an der Ortsrandlage von Rhaunen angekommen.

Durch die Straßen „Bauernmühle“ und „Am Sonnenschlicher“ stoßen wir auf die K66. Bevor wir die Straße überqueren, kommen wir zu einer Informationstafel, die uns Wissenswertes über Rhaunen und die älteste erhaltene Stumm-Orgel aus dem Jahr 1723, in der evangelischen Kirche in Rhaunen erläutert.

Rhaunen gehört zu den ältesten Siedlungen im Hunsrück und wurde früher als das „Siebentälerdorf“ bezeichnet, da neben Rhaunel-, Fromm-, Alt- und Kappelbach noch weitere kleine Bäche im Talkessel von Rhaunen zusammenfließen.

Nach Überquerung der K66 verlassen wir Rhaunen nach rechts durchs Lingenbachtal. Bevor die erste Steigung im Wald beginnt, liegt rechter Hand etwas versteckt der alte jüdische Friedhof. Die noch vorhandenen Grabsteine mit hebräischen Inschriften haben größtenteils die Form einer antiken Stele.

Vom Friedhof wandern wir bergan, der Waldweg geht später im oberen Teil in einen Wiesenweg über. Nach der Überquerung der L182 gelangen wir über Wiesen- und Waldwege ins nächste Bachtal. Bald muss der Näsbach mittels Holzsteg überquert werden, ein schmaler Waldpfad führt anschließend nach oben. Über weitere Wald- und Wiesenwege gelangen wir zur K25 und wenig später zum Aussichtspunkt „Soonwaldblick.“

Vom Aussichtspunkt kann man eindrucksvolle Blicke zum Soonwald genießen, der sich zwischen dem Hauptkamm des Hunsrücks im Nordwesten und dem Nahetal im Südosten erhebt. Der 83 Kilometer lange Premiumweg „Soonwaldsteig“ führt vom romantischen Rheintal bei Bingen über waldreiche Bergkämme des Soonwaldes ins idyllische Hahnenbachtal bei Bundenbach.

Wir wandern über einen Wiesenweg Richtung Sulzbach. Im Dorf führt die Wegtrasse über den Bollenbach Pfad und die Kirchstraße zur Evangelischen Kirche mit Stumm-Orgel und einer Stumm-Stube.

Die Geschichte der Familie Stumm aus Sulzbach ist zum einen eng verbunden mit der Dynastie der Orgelbauer, zum anderen mit der Dynastie der Eisenhüttenbetreiber.

Johann Michael Stumm (1683-1747), Sohn des Schmieds Christian Stumm, avancierte zum berühmten Orgelbauer. Es war der Beginn einer über sechs Generationen reichenden Orgelbauertradition. Von den mehr als 350 Orgeln ist noch der größte Teil erhalten. Auf dem Stumm-Orgel-Weg finden sich Stumm-Orgeln in Rhaunen, Sulzbach, Hottenbach, Schauren und Stipshausen.

1715 erhielt Johann Nikolaus Stumm, der ältere Bruder des Orgelbauers, die Erlaubnis, auf dem Birkenfelder Schauren einen Eisen- und Waffenhammer zu betreiben. Aus dieser Stummschen Linie stammt Karl Ferdinand Stumm, der 1858 die Leitung des Eisenwerks in Neunkirchen/Saar übernahm und es zu einem der bedeutendsten Industrie Unternehmen des 19. Jahrhunderts machte.

In der Stumm Stube finden sich historische Fotos, Schriftstücke sowie Werkzeuge der Orgelbauerfamilie Stumm.

In der Ortsmitte, nur wenige Schritte von der Stumm-Stube entfernt, stehen die Wohnhäuser der ehemaligen Orgelbauerfamilien.

Vom Ortskern steigen wir leicht bergan zum Historischen Marktplatz und Wüstung Heuchelheim. Der im Hunsrück bekannte Marktplatz lag an einem alten Verkehrsweg, der zum einen die Anbindung der durch den Hunsrück verlaufenden römischen Ausoniusstraße schuf und andererseits vom Hunsrück über Rhaunen und Büchenbeuren nach Enkirch zur Mosel führte. Der letzte große Markt auf der Höhe vor Sulzbach fand 1911 statt. Eine Bronzetafel erinnert an die Wüstung Heuchelheim. Der erstmals 1342 erwähnte Ort wird bereits 200 Jahre später nicht mehr genannt. An der ehemaligen Wüstung kreuzen der Wanderweg „Sirona-Weg“ und die Traumschleife „Stumm-Orgel-Weg.“.

Nach der Durchquerung des alten Marktgeländes verlassen wir den Wald mit einem wunderbaren Panoramablick hinüber zum Idarkopf, dem heiligen Berg der Kelten. Im Zick-Zack-Kurs durchstreifen wir weitläufiges Wiesen- und Ackerland, genießen später am Waldrand den Ausblick auf Hottenbach und erspähen den Turm der Wildenburg sowie den Erbeskopf.

Nachdem wir die K66 zum zweiten Mal überquert haben, besteht 500 Meter weiter die Möglichkeit über eine Zuwegung einen Abstecher nach Hottenbach zu unternehmen. Dort findet man in der Evangelischen Kirche eine weitere Stumm-Orgel.

Im weiteren Verlauf der Traumschleife gelangen wir wenig später zum Aussichtspunkt „Idarkopfblick“ mit Blick über den Idarwald zum Idarkopf und dem im Tal liegenden Stipshausen. Eine Sinnenbank sowie eine Sitzgruppe laden zur Rast.

Kurze Zeit später besteht die Möglichkeit über eine Zuwegung talwärts nach Stipshausen zu wandern, um eine weitere Stumm-Orgel zu bewundern. Der Hauptweg führt zunächst weiter am Waldrand. Später bringt uns der Weg in den Wald, wir wandern ein kurzes Stück auf dem Kamm bevor wir nach unten ins Rhaunelbachtal absteigen.

Wir passieren im Tal eine Schutzhütte, überqueren kurz danach den Bach und durchwandern eine wunderbare Wiesenlandschaft. Nach erneuter Bachquerung wandern wir im Wald, gelangen zu einer weiteren Sitzgruppe und kommen an einem ehemaligen Schieferstollen vorbei. Der Ausgangspunkt der Wanderung ist bald erreicht.

TOURINFO KOMPAKT

Anspruch: mittelschwer

Strecke: 14 Kilometer

Dauer: 4 Stunden

Höhenmeter: 240 Meter

Wegmarkierung: Wegmarkierung: viereckiges Schild, Grundfarbe lila mit der Aufschrift in weißer Farbe Traumschleifen mit stilisiertem S und H

Startpunkt: Wanderparkplatz am Freibad Idarwald an der L 162 zwischen Rhaunen und Stipshausen

Geografische Koordinaten: 49° 51’ 65’’ N – 7° 19’ 47’’ O

UTM Koordinaten: 32U 379498 5524579

Anfahrt mit dem Auto: Über die Hunsrückhöhenstraße (B50) bis zur Abfahrt Rhaunen,

Parken: Wanderparkplatz am Freibad Idarwald

Anfahrt mit Bahn & Bus: Mit der Bahn bis Kirn an der Nahe, von dort mit dem Bus nach Rhaunen (Haltestelle an der L162, in der Nähe des Freibads)

Einkehren: In Stipshausen, Schauren und Hottenbach gibt es mehrere Einkehrmöglichkeiten

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