Der Wanderweg GR53 bringt uns von Lauterbourg nach Wissembourg
Mothern – Wissembourg / 09.11.2010 / 234. Tag
In der Nacht hat es geregnet. Unaufhörlich fielen die Regentropfen auf das Fenstersims meines Hotelzimmers. Als ich jedoch mit Rüdiger und Emma zur Wanderung nach Wissembourg starte, ist der Regen vorbei. Nach vier Kilometern endet unsere Wanderung entlang des Rheins. Seit Konstanz war ich nun ununterbrochen am Rhein unterwegs, zunächst Richtung Westen und ab Basel Richtung Norden. Kurz vor Lauterbourg höre ich zum letzten Mal das Tuckern eines Rheinschiffes, das Richtung Süden fährt. Das Schiff liegt tief im Wasser und quält sich voll beladen gegen die Strömung. Wir könnten neben ihm her wandern, so langsam erscheint uns die Geschwindigkeit. Der Weg Richtung Norden endet hier für uns. Wir wollen Richtung Westen und orientieren uns am Wanderweg GR53, der am Rheinufer angezeigt wird. Das Wegzeichen, ein rotes Rechteck auf weißem Untergrund, soll uns von Lauterbourg nach Wissembourg führen.
Entlang einiger Straßen wandern wir durch Lauterbourg und anschließend nach Scheibenhardt. Eine Brücke über die Lauter verbindet das deutsche Scheibenhardt mit dem französischen Scheibenhardt. Die beiden Grenzschlagbäume auf deutscher Seite sind auf „Dauergeöffnet“ gestellt. In der französischen Boulangerie werden Croissants, Baguettes sowie Eclairs angeboten, in der deutschen Konditorei, wenige Meter hinter der Brücke, finden wir Apfelkuchen, verschiedene Sorten Brot und viele kleine, süße Teilchen. Wir widerstehen und machen uns auf den Weg.
Hinter Scheibenhardt beginnt ein wunderbarer Weg entlang der Lauter, die sich hier als Grenzfluss zwischen Frankreich und Deutschland hin und her schlängelt: der Sentier des Lignes de la Lauter. Auf einem Erdwall wandern wir auf kleinem Pfad. Der Wall gehörte zu einer Befestigungsanlage der Lauter, die bereits 1706 entlang der Lauter gebaut wurde. Die „Lanzensee-Schanze“ bestand aus einer durchgehenden Brüstung und aus annähernd 50 Schanzen und 28 Schleusen, mit denen man das Lautertal unter Wasser setzten konnte. Die Befestigungsanlage erstreckte sich zwischen dem Rhein und den Vogesen. Heute ist der Brüstungswall an vielen Stellen unterbrochen. Hinter dem Wall ist der Grenzgraben, der die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich markiert gut erkennbar. Immer wieder entdecken wir am Graben alte Grenzsteine.
Die dicken Wolken verziehen sich während der Wanderung. Vereinzelt stehende hohe Kiefern und Buchen recken ihre Kronen in den blauen Herbsthimmel. Nach 6 Stunden kommen wir in Wissembourg an und finden im „Schneckehiesel“, einem typischen elsässischen Hotel, eine Unterkunft. Morgen müssen Rüdiger und Anne wieder zurück. Mein Weg endet in einer Woche in Völklingen.