Ein Herz zur Belohnung – 233. Tag

Auf den Schwarzwaldhöhen ist Schnee gefallen

Greffern – Mothern / 08.11.2010 / 233. Tag

Nach seinem zweitätigen Ausflug zur Hotelküche kehrt Rüdiger nochmals zwei Tage zurück zum Rhein, um mich auf meiner Wanderung zu begleiten. Die Regenwolken haben sich verzogen, die Temperatur liegt am Morgen im untersten einstelligen Bereich. Als sich auch die Nebelfelder über den Schwarzwaldhöhen verziehen, erkennen wir die leicht gepuderten Berge. In der Nacht ist Schnee gefallen.

Die Wasservögel scheinen die Sonnenstrahlen sichtlich zu genießen. Schwäne laufen lautstark übers Wasser, die vielen Entenfamilien am Ufer und in den Altarmen im Auenwald machen mächtig Lärm, als wir uns ihnen nähern. Kleine Graugansformationen fliegen über uns hinweg Richtung Süden. An der Staustufe in Iffezheim die erste Rast. Im gegenüberliegen Bois de Beinheim kreisen hunderte von Graugänsen. Immer wieder steigen hunderte Gänse auf. Vielleicht wollen sie den anderen deutlich machen, dass ihr Flug nach Süden weitergeht.

Unser Weg geht weiter nach Norden. Hinter der Staustufe verlassen wir das Rheinufer, um über verschiedene Wegtrassen durch den Auenwald zu wandern, der uns stark an einen Urwald erinnert.

Ein alter Kahn weckt unsere Aufmerksamkeit. Im Altrheinarm „Schmidtseppengrund“ liegt der Aalschokker „Heini“, mit dem 1989 die Familie Hauns aus Wintersdorf die Aalfischerei betrieb. Der Beruf des Aalschokkerfischers war mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden und hauptsächlich Nachtarbeit, da der Aal das Tageslicht scheut. Nur bei Nacht oder in sehr trüben Gewässern sucht der Aal seine Nahrung. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren noch zweiundzwanzig Aalschokkfischer zwischen Mannheim und Kehl im Einsatz.

Irgendwann überquere ich während des Tages die 5000 Kilometer-Marke. Wie viele Schritte es wohl sein mögen? Wie viele Schritte ein Mal rund um Deutschland? Vielleicht werde ich es zu Hause einmal überprüfen. Mitten auf dem Weg finde ich ein wunderschönes Steinherz. Als hätte es jemand für mich – wie zur Belohnung – auf den Weg gelegt.

In Plittersdorf wandern wir über die Altarmbrücke Richtung Rhein. Am Brückenkopf eine Überraschung. Aus einem Nest 15 Meter über uns beobachtet uns ein Schwarzstorch. Nur wenige Meter weiter die zweite, allerdings unangenehme Überraschung. Die Fähre, die uns von Deutschland nach Frankreich bringen soll, ist außer Betrieb.

Rüdigers Frau Anne, die im gegenüberliegenden Frankreich auf Quartiersuche ist, bringt uns mit ihrem Auto ans gegenüberliegende Ufer. Entlang des Rheins wandern wir noch einige Kilometer bis Mothern. Morgen endet in Lauterbourg die Rheinpassage und damit auch mein Weg nach Norden. Ab Lauterbourg geht’s Richtung Westen.

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