Goldmedaillen von Erfindermessen
Sonthofen – Birgsau / 12.10.2010 / 206. Tag
Im Sonthofener Stadtteil Tiefenbach habe ich Quartier bei Meinrad Landerer und seiner Frau gefunden. Der gelernte Schlosser Meinrad Landerer war Zeit seines Lebens gemeinsam mit seinem Partner Anton Kuisle Tüftler und Erfinder. Drei Goldmedaillen von Erfindermessen haben sie mit nach Hause gebracht. In Landerers Büro hängen über 15 Patentschriften an der Wand. Die beiden Erfinder haben Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts innerhalb von drei Monaten eine Pistenraupe konstruiert und in der Garage zusammengebaut.
Vor einigen Jahren konnte man in der Sonthofener Zeitung folgendes darüber lesen: „Wie Landerer betont, geht es nicht nur um irgendeine alte Maschine. Die 1967 in Eigenbau entstandene Raupe hat ein Stück Technik-Geschichte geschrieben: Wie Landerer erzählt, wurde dieses Gerät von der Ulmer Firma Käsbohrer in Lizenz weiterentwickelt und mit einem – auch von ihm und Kuisle vorgeschlagenen – hydraulischen Antrieb versehen. Dieses Überschneefahrzeug ist sozusagen der Urvater des legendären Pistenbully, wie Landerer sagt“. So ganz zur Ruhe ist der 72jährige immer noch nicht gekommen. Es macht einfach Spaß, so Landerer, neue Ideen auf den Weg zu bringen.
In Sonthofen herrscht dicker Nebel. Als wir an die Iller gelangen, haben wir kaum 50 Meter Sicht. Wir wandern durch den Nebel, das Wasser der Iller zeigt uns den Weg Richtung Süden nach Obersdorf. In den ersten drei Stunden unserer Wanderung bleiben die umliegenden Berge vor uns verborgen. Als wir Obersdorf erreichen, lichten sich die Nebelbänke, riesige Berge kommen zum Vorschein. Wieder einmal ein fantastisches Schauspiel wenn die Nebelschleier ihre Geheimnisse entschleiern.
Wir durchqueren Oberstdorf und wandern weiter Richtung Süden. Am Parkplatz der Fellhornbahn herrscht Hochbetrieb. Alle wollen auf den Berg, ich will mit Emma weiter Richtung Süden. In Birgsau beenden wir unseren Wandertag am Landhaus Birgsau. Im hinteren Teil des alten Landgasthofes befindet sich im ehemaligen Kuhstall eine Kunstausstellung. Neben moderner Kunst auch Gegenstände und Bilder einer längst vergangenen Zeit. „Gesichter unserer Heimat aus diesem Tal um 1930“, heißt eine kleine Fotoecke. Das Foto der rauchenden Rosina Matt genannt „Jockers Bäs“, geb. Brutscher, 1929, zeigt markante Züge die mich an eine alte Squaw erinnern. Ich bin überwältigt von dem Gesicht Rosinas, Haut wie gegerbtes Leder, hellwache Augen, den Blick nach vorn gerichtet und eine gewisse Zufriedenheit ausstrahlend.
Ich werde morgen mit Emma ebenfalls den Blick nach vorn richten. Wir wollen auf 1800 Meter steigen und über Einödsbach, der südlichsten Gemeinde Deutschlands, den südlichsten Punkt Deutschland, das Haldenwanger Eck erwandern.