Die Bergwelt ist eingehüllt in dicke Nebelschleier – 189. Tag

Vor verschlossenen Türen

Unterwössen – Aschau / 25.09.2010 / 189. Tag

In der Nacht hat der Regen auch die Alpen erreicht. Die Bergwelt ist eingehüllt in dicke Nebelschleier. Die Temperatur im Tal ist auf 7 Grad gefallen. Kein tolles Wanderwetter. Emma schaut mich verwundert an, als wir loswandern. Nach den warmen Sonnentagen der letzten Woche haben wir heute Wetter-Kontrastprogramm.

Über Raiten und Mühlau erreichen wir den Waldrand. Emma und ich wollen über die Vordere und Hintere Dalsen Almen Richtung Hainbach wandern, um anschließend bis Aschau zu kommen. Der Weg zu den Almen ist ein steiler, breiter Forstweg. Intensives Rauschen der wilden Bergbäche und dicke Regentropfen, die auf die vertrockneten Blätter der Laubbäume fallen bilden die Geräuschkulisse. Während des Anstiegs sinkt die Temperatur weiter und wir kommen den Nebelbänken immer näher.

Die Vordere Dalsen Alm liegt auf 980 Meter. Ich hoffe hier eine Tasse Kaffee zu bekommen. Die Almwirtin schaut mich verwundert an, sie rechnet bei diesem Wetter mit keinem Wanderer. „Ich habe heute nicht geöffnet. Ich bin nur zur Alm hochgefahren, um die Stube sauber zu machen“, erklärt sie mir. Außerdem habe sie noch nicht eingeheizt. Ich ziehe mit Emma weiter nach oben.

Braun-weiß gefleckte Kühe stehen in den weit verzweigten Almwiesen. Jede trägt eine Glocke um den Hals. Kuhglockenläuten aus allen Richtungen. Emma hört und schaut sich dieses Schauspiel intensiv an.

In Bayern steht fast an jeder Wegkreuzung ein Marterl

Auch die Hintere Dalsen Alm, die noch etwas höher liegt, ist geschlossen. Keine wärmende Stube, kein wärmendes Getränk. Scharfer Wind zieht über den Bergrücken bei gefühlten zwei bis drei Grad. Ich ziehe meine warme Jacke unter den Regenschutz. Wir befinden uns auf 1000 Meter Höhe und direkt an der Nebelgrenze. Es macht keinen Sinn höher zu steigen.

Wir wandern bergab durch ein schmales Tal mit tosendem Bergbach. Unterwegs begegnen uns zwei Pilzsucher. Ihre Körbe sind noch leer. Vor Hainbach lässt der Regen nach und erste blaue Flecken erscheinen am Himmel. Es wird wärmer. In Hainbach entscheide ich mich für den Prientalweg Richtung Aschau. Er ist Bestandteil des Programms „GRENZENLOS Wanderweg“ zwischen Bayern und Tirol.

Kurz vor dem Hohenaschauer Schloss treffen wir die beiden Hündinnen Elli und Gina mit Herrchen und Frauchen. Elli und Gina sind im gleichen Alter wie Emma. Ein wildes Toben beginnt, so als wäre Emma heute noch keinen Meter gelaufen. Herumtoben mit Gleichgesinnten scheint doch immer noch das Größte zu sein.

Auf einer trockenen Bank nach etlichen Stunden die erste und einzige Rast des Tages. Erste Sonnenstrahlen kommen durch. Für morgen hoffen wir auf weniger Regen.

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