Verabredung mit Vera aus Kaiserslautern
Haidmühle – Tiefenleiten / 05.09.2010 / 169. Tag
Beim Frühstück entscheidet sich Christa heute nicht weiter mit zu wandern. Die Schmerzen sind noch zu groß. Sie wird meinen Rucksack zum nächsten Quartier fahren und mit dem Auto zum Dreisesselhaus kommen.
Der Anstieg zum Dreisesselberg (1333 m) beginnt kurz hinter Haidmühle. Fünfeinhalb Kilometer bergan, zunächst entlang eines Wasserfalls, dann über Waldwege. Bei herrlichen Sommertemperaturen herrscht auf dem Dreisesselplateau Hochbetrieb. Aus allen Richtungen sind Wanderer und Ausflügler unterwegs. Der Fernblick von den verschiedenen Aussichtspunkten entlohnt für den steilen Anstieg. Auf dem Plateau markieren Grenzsteine die Grenze zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik.
Christa hat mein Gepäck weggefahren und fährt mit ihrem Auto bis kurz vor den Berggasthof. Das Picknick um die Mittagszeit kommt gerade richtig. Dann heißt es wieder Abschied nehmen. Christa hatte mir vor meiner langen Wanderung versprochen, mich einmal zu begleiten. Viele Freunde und Bekannte haben dies auch getan. Nur wenige haben so wie Christa ihr Versprechen wahr gemacht. Danke Christa, dass Du da warst.
Über den Adalbert Stifter Steig führt die Goldsteigtrasse für einige Kilometer über die Blockhalde des Steinernen Meeres. Riesige Granitblöcke und Felsplatten liegen wahllos zusammengewürfelt am Berg. Den Weg durch dieses Gesteinschaos kann ich nur ahnen. Emma macht es Spaß über die Felsen zu springen. Bei guter Sicht ist die Alpenkette gut zu erkennen.
Hinter dem Steinernen Meer verlasse ich den Goldsteig, um zum Dreieckmark zu gelangen, wo Deutschland, Tschechien und Österreich aneinander stoßen. Dort werde ich mich von der tschechischen Grenze verabschieden. Im Schatten des dreieckigen Marmor-Grenzsteins treffe ich echte Grenzgänger: Renate und Lothar Richter aus Halle. Noch vor dem Mauerfall haben sie die damalige DDR über Ungarn verlassen. In Passau haben sie ein neues Zuhause gefunden. Wenn ich in wenigen Tagen Passau erreiche, werden wir uns zum Kaffee treffen.
Beim Abstieg vom Berg begegnet mir Vera, die sich mit ihrem Mann das Steinerne Meer anschauen will. Vera stammt aus Kaiserslautern. Wenn ich morgen von Breitenberg nach Hauzenberg wandere, wollen wir uns am Abend zu einem Glas Wein treffen.
Hinter dem Campingplatz Lackenhäuser wandere ich über die österreichische Grenze. Hier führt der Goldsteig acht Kilometer über österreichisches Gebiet. Ein langer Wandertag geht in Breitenberg zu Ende, dort suche ich vergebens nach meiner Unterkunft. Gut dass hier das Handy funktioniert. Wenige Minuten nach meinem Anruf sitze ich bei einem kühlen Bier in den behaglichen Räumen des Landguts Tiefenleiten von Familie Kohlmünzer. Emma fällt sofort in einen Tiefschlaf.