Faulenzen, Schmökern, Lesen und Recherchieren
Ruhetag in Buchenau / 31.08.2010 / 164. Tag
Ein Ruhetag kann ein Tag zum Faulenzen, zum Schmökern, zum Lesen und zum Recherchieren im Internet sein. Seit ich in meiner Heimat losgewandert bin, beschäftige ich mich mit dem Begriff der blauen Stunde. Die Liedermacherin Pe Werner hat ihrer persönlichen blauen Stunde einen, wie ich meine, wunderschönen Text beschert:
Manchmal möcht‘ ich nur so sitzen
Träumend aus dem Fenster schau’n
Herzen in den Rahmen ritzen
Wie in einen jungen Baum
Und an die beschlagnen Scheiben
Die so ausseh’n wie in Milch getaucht
„ich liebe Dich“, mit den Fingern schreiben
Du hast den Worten Leben eingehaucht
Das ist meine blaue Stunde
Mehr als die Laune einer Frau
Blaue Stunde und die Vernunft macht blau
Ehrenrunde für die Phantasie
Uferlose Lethargie
Die blaue Stunde ist die Zeit zwischen Sonnenuntergang und der nächtlichen Dunkelheit. Fotografen und Kameraleuten bietet diese Zeit ein besonderes Licht.
Der Autor Siegfried Sterner, hat in seinem 1975 bei Econ erschienen Buch „Die Kunst zu wandern. Wann, wie und womit Wandern zum sinnvollen Erlebnis wird“ seine blaue Stunde formuliert: „Die höheren Ansprüche an mein Quartier mögen auch mit meiner „heure bleue“ zusammenhängen, die ich auf den Wanderungen zu kultivieren begonnen habe. Das ist die Stunde nach der Ankunft im Quartier, wenn ich mich nach Dusche, nach einer Tasse Kaffee oder nach dem ersten Viertel Wein in das saubere und bequeme Bett lege. Man döst dann etwas, liest, wärmt sich auf, denn oft genug fröstelt man nach der Anstrengung des Tages. Nicht selten schon hat die Aussicht auf die „heure bleue“ die letzte schwere Stunde eines Wandertages verkürzt.“
Meine blaue Stunde ist die Zeit unmittelbar nach der Ankunft. Ein gemütlicher Gastraum, eine Freiluftterrasse, eine Bank im Freien, manchmal auch der kleine Balkon, der zum Zimmer gehört. Es ist die Zeit des Ankommens, Fallenlasses, auch die Zeit, die Wanderung noch einmal Revue passieren zu lassen, die Freude es geschafft zu haben, und die Freude, den schweren Rucksack endlich zur Seite zu stellen. Es kann aber auch die Zeit des sich Mitteilens sein, die Zeit seine Freude über den Tag und das Erlebte nachvollziehbar zu machen.
Meine blaue Stunde dauerte in Buchenau einen ganzen Tag lang. Und am Ende dieses Tages, die Freude, morgen mit Emma wieder losziehen zu können. Emmas blaue Stunde bestand im Wesentlichen aus Schlafen. Morgen wollen wir zum Rachel in luftige Höhen wandern. Auf dem Großen Arber, wo wir vor zwei Tagen gewandert sind, ist Schnee gefallen. Ich hoffe die Sonne wird uns morgen wieder wärmen.