Von der Götzinger Höhe zur Elbe
Neustadt i. Sachsen – Bad Schandau / 31.07.2010 / 133. Tag
„Verlässt man die Höhe und steigt in die Thäler hinab, so wird das Herz durch eine neue Veränderung zur Bewunderung des Schöpfers erhoben. Doch ich fühle mich zu schwach dieses alles lebhaft zu schildern. Diese reizende Gegend will nicht beschrieben, sondern gesehen seyn. Man mache sich gefasst… von nun an eine ununterbrochene Reihe von Naturschönheiten und Seltenheiten zu sehen, welche an Größe, Schönheit und Umfang immer mehr zunehmen, je weiter man kommt… Das Auge wird mehrer Tage lang eine Weide haben, welche für Geist und Herz die schönste Nahrung gibt“… Landschaftsbeschreibungen des Heimatforschers Wilhelm Leberecht Götzinger. Seine Werke über die Sächsische Schweiz werteten seine Zeitgenossen als beachtliche Beiträge zu Landeskunde. Bereits zu seinen Lebzeiten und nach ihm bis zur Gegenwart waren seine Beschreibungen der Landschaft für viele Heimatforscher und Schriftsteller Anregung zu weiteren Forschungen.
Ein letzter Blick von der Götzinger Höhe ins Neustadter Tal, für Götzinger das schönste Tal das er kannte. Mit Emma bin ich schnell im Wald verschwunden. Wasser, Wiesen und Wald werden sich auf unserer Wanderung immer wieder abwechseln. Am Nachmittag werden wir in Bad Schandau an der Elbe sitzen.
Hinter Neuhäuser und Krumhermsdorf erreichen wir das Schwarzbachtal. Wasser wird uns nun fast bis nach Bad Schandau begleiten, zunächst der Schwarzbach, später die Sebnitz. An der ehemaligen Buttermilchmühle erinnert nur ein alter Mühlstein sowie eine Hinweisschild an die mitten im Wald gelegene Mühle. Die erst 1815 errichtete Altendorfer Mühle erhielt ihren Namen wegen des „Buttermilchfleckchens“, einem Wiesenstückchen mitten im Wald, an dem sie errichtet wurde. Wegen der idyllischen Lage entwickelte sie sich zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Ausflugslokal im Sebnitztal. 1985 brannte sie nach einem Blitzeinschlag völlig aus.
Kurz hinter der ehemaligen Mühle treffen wir auf die Wegtrasse des Malerweges. Der Malerweg wurde 2008/2009 zum schönsten Fernwanderweg Deutschlands gekürt. Auf 112 Kilometern, aufgeteilt in acht Etappen, erschließt der Weg die traditionsreichste und im Gesamtverlauf attraktivste Wanderroute in der Sächsischen Schweiz (www.malerweg.de).
Bis Kohlmühle wandern wir auf dem Malerweg weiter Richtung Elbe. Im „Mickennest“, einem winzigen Gasthaus in Kohlmühle, machen wir Rast. An der Wand hängt eine überdimensionale Landkarte von 1936. Nur zwei Orte aus dem heutigen Saarland finde ich: Saarbrücken und Saarlautern.
Über die Trasse des Fernwanderweges E3 erreiche ich nach einer Stunde Bad Schandau und sitze mit Emma zum zweiten Mal während unserer Deutschlandumrundung an der Elbe. Am 28. Mai hatten wir die Elbe auf unserem Weg von Cuxhaven nach Wilster mit der Fähre überquert. Morgen werden wir einen Ruhetag einlegen.